Hier findet Ihr den eher kurz gehaltenen Bericht zu meiner ersten Tour auf dem mallorquinischen Bergwanderweg GR221 im Jahr 2019. Deutlich ausführlicher ist der Bericht zu meiner zweiten Tour gemeinsam mit Franzi – diesen findet Ihr hier, zu jeder Etappe gibt es auch eine Komoot-Aufzeichnung!

Idee und Anreise

Ich weiß nicht mehr genau, wer die Idee hatte. Nach unserem (zumeist) gemeinsamen Camino Frances im Herbst 2018, der für uns beide der erste Fernwanderweg war, hielten Alexander und ich nach einem maximal zweiwöchigen Weg für das Frühjahr Ausschau. Dabei landeten wir schließlich beim GR221 auf Mallorca: gut in der angepeilten Zeit zu schaffen, finanziell auch verträglich und mit einer soliden Infrastruktur aus Herbergen. Also planten wir unterstützt von unserem Wanderführer los und fingen munter an, die vorgeschlagenen Etappen zusammenzulegen, sodass wir am Ende bei 8 Etappen landeten. Da wir uns vom Wanderführer hatten verrückt machen lassen, buchten wir alle Unterkünfte im Voraus, unsere Flexibilität lag also bei genau null….

Am 18.03. flog ich also direkt von Köln aus nach Palma de Mallorca und erwartete dort am Flughafen Alexanders etwas spätere Ankunft. Gemeinsam fuhren wir dann ins Zentrum von Palma zu unserer Unterkunft – dort erwartete uns ein erfreuliches Upgrade, welches uns in ein Apartment mit Küche, zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmern und einem Fernseher beförderte. Abends gingen wir in der Stadt noch etwas essen, am nächsten Tag sollte es dann morgens mit dem Bus zum Startpunkt in Port d’Andratx gehen.

Etappe 1: Port d’Andratx – Ses Fontanelles

Mit dem Bus erreichten wir Port d’Andratx gegen halb 11 und standen direkt am Startpunkt des GR221 an der Promenade von Port d’Andratx. Wir waren noch nicht weit gekommen – was auch daran lag, dass wir gefühlt alle 3 Meter den Wanderführer konsultierten – als unsere Ponchos ausgepackt wurden. Es regnete in Strömen und hörte damit bis Sant Elm auch nicht auf. Dort waren wir nach einigen Navigationsproblemen, die uns viele Extrameter machen ließen, am Mittag angekommen und hatten uns völlig durchweicht und schlammverdreckt in den Außenbereich eines Restaurants gesetzt. Dort versuchten wir bei Pizza wieder zu Kräften zu kommen. Als wir uns wieder auf den Weg machten, war es schon relativ spät, vor allem dafür, dass wir noch etwas 15km vor uns hatten. Und das war alternativlos, denn zwischen Sant Elm und Estellencs stellt Ses Fontanelles die einzige Herberge dar. Wenigstens war das Wetter nun besser (trocken!), trotzdem hatten wir mit den folgenden Anstiegen ganz schön zu kämpfen. Landschaftlich war der Weg sehr ansprechend und durch die Klosterruine La Trapa und die ein oder andere Stiege auch abwechslungsreich. Als wir schließlich die Straße, an der entlang es nur noch wenige Kilometer bis zu Herberge sind, erreicht hatten, war es schon dunkel. Um die anderen Wanderer im Schlafsaal nicht zu stören, bereiteten wir uns draußen in der Dunkelheit unser Fertigessen zu, das wir uns für den ersten Abend extra eingepackt hatten.

Etappe 2: Ses Fontanelles – Esporles

An diesem Tag wurden wir erstmals für unseren Größenwahn bestraft… Nach dem Frühstück verließen wir das Grundstück der Herberge aufwärts wandernd durch einen Wald und befanden uns bald in einem großen Geröllfeld auf der Suche nach den als Wegmarkierungen genutzten Steinmännchen. Nach diesem Geröllfeld verlief der Weg einige Zeit mehr oder minder eben und führte an den Fuß einer kleinen Hochebene. Hier hatten wir wieder große Probleme, den richtigen Weg nach oben zu finden. Das führte wahrscheinlich dazu, dass wir völlig unnötigerweise unter Zuhilfenahme der Hände irgendwie den Fels hinaufkletterten. Als wir es dann doch irgendwann nach oben geschafft hatten, suchten wir direkt Schutz in einer Ruine, denn der Wind wehte dort oben sehr kräftig. Doch leider mussten wir alsbald unseren Pausenplatz verlassen, denn bis zu unserem Etappenziel Esporles waren es noch mehr als 15km… Nun hatten wir wieder Wegfindungsprobleme und irrten mindestens eine halbe Stunde auf dem Hochplateau herum, stetig auf der Such nach dem Abstieg. Dabei wehte es mich mehrfach fast um. Schließlich kraxelten wir einfach an einer geeigneten Stelle hinunter, die letzten Meter warfen wir unsere Rucksäcke. Die letzten paar Kilometer bis Estellencs sollten eigentlich dann entspannt flach bis leicht absteigend werden – de facto war der Abstieg trotz Serpentinen so steil, dass unsere ohnehin gequälten Muskeln kaum noch konnten. Spätestens als meine Beine bei jedem Schritt anfingen zu zittern, beschlossen wir von Estellencs den Bus nach Esporles zu nehmen. Die Herberge dort war ja gebucht… Gesagt, getan, doch als wir vor der Herberge standen, wartete dort bereits eine Gruppe von Wanderern. Die Herbergsmutter war nämlich noch nicht da. Nach einiger Zeit des Wartens, konnten wir schließlich den Schlafsaal beziehen und nutzten den Abend dann nur noch zum Einkaufen und Abendessen.

Etappe 3: Esporles – Deia

Auch an diesem Tag würde uns unsere Planung um ein wunderschönes Stück des Weges bringen… Da wir das Höhenprofil nun etwas besser als noch bei der Etappenplanung zu Hause einschätzen konnten, hatten wir bereits morgens die Möglichkeit im Kopf, von Valldemossa nach Deia erneut den Bus zu nehmen. Nach einem ordentlichen Frühstück im Ort, verließen wir Esporles und befanden uns direkt im nächsten steilen Anstieg. Dieser wollte einfach nicht enden, sorgte aber wenigstens durch alte Köhlerplätze und Schneegruben für einige Abwechslung. Mittags erreichten wir Valldemossa und nahmen von dort erneut den Bus. In Deia quartierten wir uns in der Wanderherberge ein und lernten dort Markus kennen, mit dem wir uns beim gemeinsamen Abendessen in der Herberge weiter bekannt machen. Zuvor waren wir noch im Dorfladen gewesen und hatten etwas Proviant eingekauft.

Etappe 4: Deia – Port de Soller

An diesem Tag stand nur eine kurze Etappe bis zur Herberge Refugi de Muleta am Leuchtturm am Cap de Gros gelegen. Bis direkt nach Port de Soller würden wir also gar nicht wandern, hatten aber dafür die Möglichkeit den Tag zu genießen. Wir waren von nun an mit Markus unterwegs und so verging der ohnehin kurze Wandertag wie im Flug. Zwischendurch gönnten wir uns an der Finca Son Mico eine längere Mittagspause, ehe wir die letzten Kilometer zur Herberge wanderten. Dort genossen wir den tollen Ausblick aufs Meer und nutzten die Möglichkeit zu waschen. Das Abendessen war dann wie in vielen der vom Inselrat betriebenen Wanderherbergen etwas dürftig, der Sonnenuntergang über dem Meer entschädigte wenig später aber für alles.

Etappe 5: Port de Soller – Soller

Bevor es am nächsten Tag wieder in die Berge gehen würde, gönnten wir uns noch einen Tag Erholung. Wir wanderten zu dritt gegen 9 Uhr vom Refugi Muleta Richtung Port de Soller und waren direkt gebannt von dem Blick auf das klare, blaue Meer. Zum Frühstück setzten wir uns unmittelbar am Wasser in eine Strandbar. Diese verließen wir erst vier Stunden später wieder… Und dann waren wir so vollgegessen und von der Wegbeschreibung des Wanderführers abgeschreckt, dass wir die historische Straßenbahn nach Soller nahmen. Dort hatte sich Markus in ein anderes Hostel einquartiert als Alexander und ich, dennoch trafen wir uns zum Abendessen in einem kleinen Tapaslokal.

Etappe 6: Soller – Tossals Verds

Wie tags zuvor besprochen, trafen wir uns um 8 Uhr mit Markus an der Kathedrale und wanderten aus Soller. Spätestens zwei kleine Dörfer später begann der unerbittliche Aufstieg, der an diesem Tag mehr als 1000 Höhenmeter bereithielt. Einige tausend Stufen der alten Karrenwege stiegen wir empor, wobei ich immer etwas schneller wanderte und dann alle paar hundert Meter auf meine Begleiter wartete. Gegen Mittag hatten wir am Coll de l’Ofre den höchsten Punkt des Tages erreicht und wanderten nun bergab zum Stausee Cuber. Dort pausierten wir einige Zeit im Schatten der Bäume, denn es war mittlerweile ziemlich heiß geworden. Nachdem wir das Ende des Cubers erreicht hatten, teilten wir uns auf: Markus wählte die Wegvariante über den Pass Llis, die noch einige Höhenmeter sowie eine kleine Kletterstelle zu bieten hatte, während Alexander und ich zunächst dem Verbindungskanal zwischen den Stauseen Cuber und Gorg Blau folgten, um dann durch einen Steineichenwald und über terrassierte ehemalige Olivenpflanzungen zum Refugi Tossals Verds zu gelangen. Dort trafen wir Markus wieder und erholten uns bei einem kühlen Bier. Später gab es dann noch ein erneut eher karges Abendessen.

Etappe 7: Tossals Verds – Lluc

Wir starteten um 9 Uhr und mussten zunächst einmal einige Kilometer, die wir am Vortag zur Herberge zurückgelegt hatten, wieder zurück zum Abzweig nach Lluc wandern. Nach einem kurzen Stück im Wald, erreichten wir schattenloses Gelände, in dem wir aufsteigend bis zum höchsten Punkt des GR221, dem Coll des Prat auf mehr als 1200m, wanderten. Dort kamen wir gegen Mittag an und bewegten uns von da an wieder bergab Richtung Lluc. Der steile Weg setzte uns ganz schön zu und so kamen wir nur langsam voran, passierten aber unter anderem eine der ältesten Schneegruben der Insel. Etwa drei Stunden und einige Pausen später, liefen wir in Lluc ein. Dort lockte uns ein Schild mit kühlem Bier in das nahe Restaurant, wo wir uns einige Zeit lang die Bäuche vollschlugen. Schließlich mussten wir dann noch etwa zwei Kilometer bis zur Wanderherberge Refugi Son Amer, die etwas hinter dem Kloster Lluc liegt, bewältigen, ehe wir dort duschen und im Bett Siesta halten konnten. Abends gab es ein gemeinsames Abendessen in der Herberge – eine große Schülergruppe war hier ebenfalls einquartiert und so wurde das Abendessen in riesigen gusseisernen Töpfen serviert.

Etappe 8: Lluc – Port de Pollenca

Ein finaler Anstieg erwartete uns noch am Morgen, danach liefen wir entspannt abwärts und dann auf ebenen Wegen unserem Ziel entgegen. Die letzten 7km nach Pollenca setzten uns dann aber sehr zu, denn es gab keinerlei Schatten mehr und ging teilweise an der Straße, teilweise auf sandigen Wegen Richtung Ort. Als wir am Nachmittag in Pollenca angekommen waren, suchten wir uns ein Café und genossen einige Stücke Kuchen im Schatten. Alexander und ich beschlossen – mal wieder beeinflusst von der Beschreibung im Wanderführer – den Bus nach Port de Pollenca zu nehmen, während Markus in Pollenca bleiben und in den nächsten Tagen die Umgebung (z.B. das Kap Formentor) erkunden würde. An der Bushaltestelle verabschiedeten wir uns. In Port de Pollenca suchten Alexander und ich einige Zeit nach unserer Herberge – die Suche lohnte sich, das Apartment war im Vergleich zu den vorherigen Wanderherbergen geradezu luxuriös. Am Abend gönnten wir uns dann noch ein ähnlich großzügiges Abschlussessen.

Abreise

Die Abreise gestaltete sich etwas stressig: Mein Flug von Palma aus würde bereits recht früh am Vormittag gehen, während Alexander erst einige Stunden später abfliegen sollte. Wir nahmen also gegen 7 Uhr den Bus von Port de Pollenca nach Palma, dieser baute während der Fahrt aber immer mehr Verspätung auf, sodass wir in Palma angekommen gestresst zum Flughafenbus hetzten. Schließlich kamen wir bzw. vor allem ich doch noch rechtzeitig am Flughafen an – nach unserer Verabschiedung flog ich zurück nach Köln, während sich Alexander die Zeit bis zu seinem Flug noch im Decathlon vertrieb.

Fazit

Müsste ich die Etappen ranken, so wären das meine Top 3:

1. Ses Fontanelles – Esporles: Obwohl wir nur die Hälfte geschafft haben, hatte ich in den steilen Geröllfeldern dieser Etappe den meisten Spaß! 🙂

2. Port d’Andratx – Ses Fontanelles: Zwar hat es an diesem Tag geschüttet wie aus Kübeln, aber trotzdem konnten mich die fast 1000m Aufstieg sehr begeistern.

3. Soller – Tossals Verds: Die Kombination aus mehr als 1000m Aufstieg mit unfassbarem Panorama und die entspannende Kulisse des Stausees Cuber macht diese Etappe einfach einzigartig!

Gerade für die ersten 70km sollte man sich aber eher 5 als – wie wir – nur 3 Tage nehmen… Auch wenn die Entfernung und Höhenmeter an sich sicherlich in 3 Tagen machbar sind, erfordert das Gelände einfach zusätzlich sehr viel Vorsicht und Geduld.

Die Herbergs- und Verpflegungssituation ist auf dem gesamten Weg sehr gut; oftmals gibt es ein Refugio, welches durch den Inselrat verwaltet wird und daher mehr als bezahlbar ist. Zudem gibt es abgesehen von Ses Fontanelles, Tossals Verds und Lluc, in allen Etappenzielen ausreichend Infrastruktur, um sich mit Vorräten einzudecken.

Insgesamt ist der Weg landschaftlich wirklich ausgesprochen schön (die Urbanität um Port de Soller und Port de Pollenca kann man sich ja sparen) und im Großen und Ganzen für alle Wanderer zu bewältigen. Ohne Frage erfordern 20km Strecke mit 1000m Aufstieg einiges an Kondition und gerade zwischen Ses Fontanelles und Estellencs sind auch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil…

Als mehrtägige Bergwandertour geringen Schwierigkeitsgrades ist der GR221 auf jeden Fall sehr empfehlenswert und auch finanziell absolut verkraftbar. Das liegt zum einen an den billigen Flügen von Deutschland nach Mallorca und zum anderen an den günstigen Herbergen des Inselrats – dort darf man dafür nicht zu viel vom Abendessen erwarten.

Ich konnte einige Erkenntnisse von dieser Tour mit in die Planung meines zweiten GR221 in 2022 einfließen lassen: Diesmal wollte ich nicht so oft Bus fahren, realistischere Etappen planen und mich seltener verlaufen! Und ganz wichtig: Puffertage haben und es insgesamt lockerer planen, um im Anschluss an die Tour noch einige Tage zur Erholung zu haben.

Ob und wie das geklappt hat, lest Ihr hier….

Budget

KategorieAnzahlKosten
An-/Abreise2 Flüge jeweils 60€120€
Übernachtungen (manchmal inkl. Frühstück&Abendessen)9 Übernachtungen jeweils 25€225€
Verpflegung9 Tage jeweils 10€90€
Transportinsgesamt 8 Fahrten jeweils 5€40€
Gesamt475€

Herbergen

Wo es möglich war, übernachteten wir in den Wanderherbergen des Inselrats – dort kostet eine Nacht inklusive Abendessen und Frühstück meist um die 25€. Am Ende der ersten Etappe und in Tossals Verds hat man indes keine Wahl: Hier stehen nur das Refugi Ses Fontanelles bzw. Refugi Tossals Verds zur Verfügung.

OrtHerbergeDetails
Palma de MallorcaBrick Hostel
Ses FontanellesRefugi Ses Fontanellesalternativlos
EsporlesRefugi Son TriasOfen im Schlafsaal
DeiaRefugi Can Boi
Port de SollerRefugi Muletagepflegter Schlafsaal; aber kalt und zugig
SollerHostal NadalDZ mit Waschbecken; ziemlich kalt
Tossals VerdsRefugi Tossals Verdsalternativlos; schlechtes WLAN
LlucRefugi Son Amer
Port de PollencaApartaments Massolsehr bezahlbare Apartments; besser als jedes DZ

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