Die ersten fünf Etappen des GR 221 hatten wir geschafft, nun ging es vom Meer in Port Soller zurück ins Gebirge der Tramuntana. Dort erwarteten uns Highlights wie der Cuber-Stausee, der höchste Punkt des GR 221 und das Kloster Lluc

Etappe 6: Soller – Font de Prat

Halbwegs erholt vom Ruhetag starteten wir in Soller in dem Wissen, dass an diesem Tag einer der härtesten Anstiege der gesamten Tour anstehen würde. Nachdem wir nach etwa einer Stunde entspannten Warmlaufens den Ort Biniaraix erreicht hatten, begann genau dieser Anstieg: 750 Höhenmeter auf 6 Kilometern. In unzähligen Serpentinen führte der Weg über alte Eselskarrenstufen zwischen schattigen Terrassen den Berg empor – der Schatten, den wir die meiste Zeit im Aufstieg hatten, war eine wahre Wohltat; dennoch lief jeder weitgehend sein eigenes Tempo und wir legten zahlreiche kurze Verschnaufpausen ein. Insgesamt benötigten wir etwa 3.5 Stunden für die 6km, dann war der Höhepunkt des Tages, der Coll de l’Ofre auf gut 900m erreicht. Der Weg war definitiv anstrengend und fordernd gewesen, aber bei weitem nicht überfordernd, sodass wir gut gelaunt den leicht absteigenden Weg zum Stausee Cuber genießen konnten. Dort legten wir uns ans Ufer und machten eine halbe Stunde Mittagspause. Als wir uns wieder aufrafften, wanderten wir ans andere Ende des Sees und füllten dort an einer Trinkwasserquelle unsere Vorräte für den Abend und nächsten Tag auf. Wir hatten nämlich beschlossen, uns den Umweg über die Wanderherberge Tossals Verds zu sparen und an dem direkten Weg zum Kloster Lluc zu zelten. Hinter dem Wanderparkplatz am Cuber folgten wir für 4km dem Kanal zwischen den Stauseen Cuber und Gorg Blau. Schließlich bog der Weg – für diesen Tag letztmals ansteigend – in den Wald ab. Hinter dem Abzweig nach Tossals Verds, den wir rechts liegen ließen, fanden wir in einer Ruine den optimalen Zeltplatz. Da unser der Platz direkt am Weg lag und es noch nicht allzu spät war, wollten wir mit dem Zeltaufbau noch etwas warten – bloß was macht man in der Zeit? Zu allem Überfluss war es auch noch ziemlich kalt, also kochten wir uns erstmal einen Tee. Wenig später hatten wir dann die Geduld verloren, bauten das Zelt auf, kochten Abendessen und gingen wieder sehr früh schlafen. Im Zelt und im Schlafsack war es dann wenigstens warm…

Etappe 7: Font de Prat – Lluc

Die Nacht war dann selbst im Zelt elendig kalt gewesen und so waren wir schon früh auf den Beinen, begierig uns warm zu laufen. Keine 500m gelaufen, lüftete sich ein Geheimnis für uns: Am Abend und auch nach dem Aufstehen hatten wir immer wieder Stimmen gehört – nun sahen wir, dass zwei weitere Wandergruppen in der Nähe ebenfalls ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Nach etwa 200 Höhenmetern Aufstieg – wir hatten mittlerweile den Wald verlassen – gelangten wir an eine vereiste Pfütze. Hier hatte es nachts also gefroren und entsprechend war es an unserem Zeltplatz wohl auch nur unwesentlich wärmer als 0°C gewesen. Von nun an wanderten wir über einen ausgewaschenen Weg kontinuierlich ansteigend zum höchsten Punkt des GR 221 auf über 1250m. Die Idee, den nahegelegenen Puig de Massanella als höchsten begehbaren Berg Mallorcas (der Puig Mayor ist als militärisches Sperrgebiet nicht begehbar) zu besteigen, verwarfen wir. Bis auf einen kleinen Anstieg ging es jetzt nur noch bergab Richtung Lluc. Dennoch mussten unsere Muskeln und Gelenke ganz schön leiden, denn der Weg verlief steil und teils gepflastert. Bereits am frühen Mittag erreichten wir Lluc und hörten bereits von weitem Lärm und Lautsprecherdurchsagen. Wie sich herausstellte, nutzten viele Familien das schöne Wetter für einen Ausflug ins Grüne. Zudem fand ein Trailrunning-Wettbewerb rund ums Kloster Lluc statt und es war außerdem auch noch Markttag im Klosterhof. Als wir uns dort auf eine Bank setzten, fühlten wir uns erstmal völlig überfahren von all dem Gewusel und den Menschen. Noch hatten wir keine Bleibe für die Nacht, aber es boten sich drei Möglichkeiten: Im Kloster selbst, welches zahlreiche Hotelbetten beherbergt, auf einem Campingplatz in der Nähe des Klosters (die einzige legale Zeltmöglichkeit auf dem gesamten GR 221), oder in der Wanderherberge Refugi Son Amer, zwei Kilometer hinter Lluc. Unser Favorit war definitiv die Unterbringung im Kloster und so fragten wir an der Rezeption, ob noch ein Zimmer frei wäre. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen, konnte oder wollte man uns das aber erst um 14 Uhr mitteilen, sodass wir etwa zwei Stunden im bunten Treiben des Klosterhofs warten mussten. Punkt 14 Uhr beglückten wir die Rezeptionistin erneut – und natürlich gab es ein freies Zimmer, welches wir sogleich bezogen. Nach erfolgter Reinigung und Regeneration spazierten wir ums Kloster herum und besuchten auch den kleinen, aber feinen Klostergarten. Dann wurden noch Postkarten und eine Flasche Wein für den weiteren Abend erworben, ehe wir uns in ein nahegelegenes Restaurant aufmachten, welches jedoch leider durch Kantinenflair und -speisen sehr negativ auffiel. Zurück im Zimmer lästerten wir noch ausgiebig über die soeben gemachte Gastronomieerfahrung und genossen unseren Wein aus der Campingtasse.

Etappe 8: Lluc – Port de Pollenca

Am Morgen warfen wir die geschriebenen Postkarten in den Briefkasten und versorgten uns in einer Bäckerei mit potenziellem Frühstück und Wasser. Nach einem allerletzten Anstieg des ganzen Weges, kochten wir Tee und verzehrten die Backwaren. Nun wanderten wir stetig absteigend, zunächst noch durch Wald, aber bald schon auf staubigen und schattenlosen Wegen, die uns schließlich nach mehr als 18km Pollenca erreichen ließen. Nun empfiehlt der Wanderführer, den GR 221 hier zu beenden und nach Port de Pollenca, wenn überhaupt, den Bus zu nehmen. Und genauso hatte ich es drei Jahre zuvor gehandhabt. Doch wir wollten nun die Strecke bis zum bitteren Ende laufen, auch wenn das weitere 7km schnurstracks an einer Schnellstraße entlang bedeuten würde. Nach einer kurzen Pause in Pollenca hatten wir genug Motivation für dieses letzte Teilstück gesammelt und liefen los. Der Weg war dann tatsächlich mindestens so schlimm wie befürchtet, sodass wir unserem Ziel nur langsam mit vielen Pausen und Sturheit entgegenkamen. Irgendwann war es dann aber soweit: Mit schmerzenden Füßen schleppten wir uns in den Ort hinein und auf direktem Weg zur Promenade. Zu unserer Enttäuschung gab es dort kein GR 221-Endschild, aber wir trösteten uns, indem wir direkt unser gebuchtes Appartement mit Blick aufs Meer bezogen. Später liefen wir nochmal an der Promenade entlang und vor ans Meer, ehe wir uns mit Cocktails und frittiertem Allerlei zum Abendessen belohnten.

Weiterer Urlaub und Abreise

Am Tag nach dem Beenden eines Fernwanderwegs direkt zurück in die Heimat fliegen ist zwar kostenreduzierend, ein langsames Ausklingenlassen des Urlaubs wird der Sache aber eher gerecht. So hatten wir noch ein paar Tage bevor es zurück nach Deutschland gehen sollte. Um diese Tage optimal zu nutzen, hatten wir ein Zimmer im Rafa Nadal Sports Centre in Manacor gebucht. Der Weg von Port de Pollenca dorthin war abenteuerlich – statt einer Querverbindung von der Küste ins Landesinnere, gab es per Bus nur die Möglichkeit zuerst nach Palma und dann wieder gen Norden nach Manacor zu fahren. Als wir dann an der Bushaltestelle standen, der Bus zunächst nicht kam, und als er dann kam einfach durchfuhr, hob sich unsere Laune nicht unbedingt. Es dauerte etwas, bis wir herausgefunden hatten, dass Tag der Balearen war und somit der Feiertagsfahrplan galt. Wenig später bestiegen wir dann endlich den Bus und endlich bot sich auch ein Vorteil dieses Tages – der Nahverkehr war kostenlos! Ein paar Stunden später erreichten wir schließlich Manacor und checkten im Hotel ein. Dort ließen wir es uns dann richtig gut gehen, besuchten das Rafa Nadal Museum und schlenderten über die Anlage. Die Stadt Manacor selbst hingegen überzeugte uns nicht wirklich von sich, sodass wir froh waren, unsere letzten Tage auf der Insel, in der eigenen kleinen Welt der Tennisakademie mitsamt Sporthotel verbringen zu können. Nach zwei Tagen war unsere Zeit dort leider schon wieder vorbei und wir fuhren mit dem Bus zurück nach Palma. Da es aber von vorne bis hinten ein stressfreier Urlaub sein sollte, flogen wir nicht am selben Tag zurück, sondern quartierten uns nochmal eine Nacht in einem Hostel in Palma ein. So hatten wir immerhin einen halben Tag, um uns die Hauptstadt der Balereareninsel anzusehen. Am nächsten Morgen ging es in Allerherrgottsfrühe mit dem Flughafenbus zu seiner im Namen inbegriffenen Destination, von wo aus wir zurück nach Köln/Bonn flogen. Damit war unser Reisetag lange nicht beendet, denn uns erwartete noch eine Autofahrt quer durch die Republik nach Dresden, wo unser Urlaub schließlich sein Ende fand.

Fazit

Das Gepäck war schwer; da wir zelteten und definitiv (noch?) nicht den Ultraleicht-Wanderern zuzurechnen sind, hatten wir 15 bzw. 20kg Gepäck dabei. Das Wetter war traumhaft frühlingshaft, dadurch aber manchmal sogar etwas zu warm und sonnig. Abends am Zeltplatz war es dafür meist recht kalt. Der Weg war anspruchsvoll, aber vor allem durch seinen Abwechslungsreichtum extrem schön.

Im Vergleich zu meiner Begehung drei Jahre zuvor – und dieser Vergleich drängt sich geradezu auf – unterliefen uns viel weniger Navigationsfehler und durch unseren flexiblen Ansatz hinsichtlich der Übernachtungsorte war es insgesamt entspannter. So konnte ich auch neue Abschnitte des Weges kennenlernen, die ich zuvor mit dem Bus übersprungen hatte. Bloß der Weg von Valldemossa und Deia war mir in zwei Anläufen bislang nicht vergönnt. Wirklich kritisch wurde es nur einmal, als uns nach der ersten Etappe das Trinkwasser ausging – das schlug doch gewaltig auf die Stimmung. Zum Glück war diese Situation bald überwunden. Insgesamt war es ein wundervoller Urlaub voller abwechslungsreicher Erlebnisse.

Mehr zu meinen Erkenntnissen aus zwei Wanderungen auf dem GR 221 bezüglich Vorbereitung etc. lest Ihr hier.

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