In den vergangenen vier Jahren war ich drei Mal auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze. Jedes Mal zu einer anderen Zeit, mit anderer Begleitung, auf leicht anderem Weg und mit einer anderen Motivation.
Entsprechend habe ich mittlerweile einiges an Erfahrung und Informationen bezüglich der Wanderung auf die Zugspitze zu teilen. Zunächst einmal werde ich die grundsätzlich immer gleiche Route beschreiben, die ich bei allen meiner drei Aufstiege stets gewählt habe. Bei der Beschreibung der drei Touren kann ich mich somit ganz auf die Besonderheiten und kleine Anekdoten konzentrieren und die Wegbeschreibung vernachlässigen. Schließlich werde ich ein Fazit zu verschiedenen Aspekten rund um die Organisation der Wanderung ziehen und einige Tipps geben.
Route
Bei all meinen drei Zugspitz-Besteigungen wählte ich im Grunde den gleichen Weg: Von den insgesamt sechs möglichen Routen auf die Zugspitze, ist der Weg von Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal der technisch einfachste, aber auch der weiteste, und ist gerade so als Tagestour machbar.
Am Garmischer Skistadion (540m) startend durchquert man zunächst die Partnachklamm – für dieses Wegstück gibt es allerdings auch zwei Umgehungsmöglichkeiten, die ich bei den anderen beiden Besteigungen gegangen bin. Danach wandert man an der Partnach entlang durch das Reintal, bis die Bockhütte nach etwa 10km auf 1052m erreicht ist. Der Anstieg auf den folgenden 5km gestaltet sich ebenfalls noch relativ angenehm, bis zur Reintalangerhütte (1369m) sind nur etwa 300 Höhenmeter zu überwinden. Hier hat man dann das letzte Mal Kontakt zur Partnach und sollte die Gelegenheit nutzen, seine Wasserbestände mit klarem Gebirgswasser aufzufüllen. Dann beginnt der tatsächliche Aufstieg: Bis zum Gipfel sind es zwar nur noch 7km, jedoch erwarten den nun definitiv eingelaufenen Wanderer 1600 weitere Höhenmeter. Von der Reintalangerhütte sind es zwar lediglich 3km Strecke bis zur Knorrhütte (2052m), doch durch die 700m Aufstieg benötigt man hierfür mindestens 2 Stunden. An der Knorrhütte angekommen kann man erneut Trinkwasser tanken und sich eine Pause gönnen. Nun führt der Aufstieg weitere 3km zum Zugspitzplatt (2600m) – auf dem Weg überquert man je nach Jahreszeit unter Umständen einige Schneefelder. Am Zugspitzplatt besteht die Möglichkeit, sich mit der Seilbahn den finalen Aufstieg zu ersparen – wer aber bereits so weit gewandert ist, wird sich sicherlich nicht die Krönung mit eigenen Füßen nehmen lassen wollen. Also gilt es nun die letzten knapp 400 Höhenmeter auf nur einem Kilometer Wegstrecke zu überwinden. Hierzu steigt man ein steiles und rutschiges Schotterfeld hoch, bis man das Stahlseil erreicht hat, welches einen nun einen Weg, der bestenfalls als leichter Klettersteig zu bezeichnen ist und prinzipiell keine Sicherung erfordert, entlangführt. Etwa eine Dreiviertelstunde ist dann endlich die Plattform am Gipfel der Zugspitze erreicht. Um tatsächlich auf dem Gipfel gewesen zu sein, muss man die Plattform noch einmal kurz verlassen und wenige Meter bis zum Gipfelkreuz steigen. Zurück ins Tal kommt man dann nur per Seilbahn, die bis zum Eibsee fährt, von wo aus man per Zahnradbahn nach Garmisch kommt.
Einmal auf Deutschlands höchstem Berg stehen… (2019)
Nun hatte ich meinen ersten Fern- (Camino Frances 2018) und Bergwanderweg (GR221 2019) absolviert und lebte bereits seit gut anderthalb Jahren in Bayern – da drängte sich ein Trip zur Zugspitze geradezu auf. Außerdem wollte ich, bevor ich andere muntere Bergwanderideen umsetzte, wenigstens schon einmal auf dem höchsten Berg meines Heimatlandes gewesen sein. So beschloss ich im Sommer 2019, die Zugspitze in Angriff zu nehmen.
Am 01. August war es so weit, und nachdem ich am Vortag mit der Bahn von Passau nach Garmisch gefahren war, schlich ich mich früh morgens aus dem Schlafsaal meines Hostels und machte mich auf den Weg zum höchsten Punkt Deutschlands. Nach kurzer Recherche im Vorhinein hatte ich mich für den Weg über Partnachklamm, Reintal und Knorrhütte entschieden, da ich mir erstmal Gletscherkontakt und Kletterstellen ersparen wollte, die Tour mit ihren fast 22km und 2400m Aufstieg dennoch durchaus anspruchsvoll erschien.
Da ich wusste, dass sich der Großteil des Aufstiegs auf die letzten 7km verteilte, wanderte ich mit klarer Zeiteinteilung: Auf den ersten 15km gönnte ich mir keine Pause, durchquerte ohne Probleme die Partnachklamm, passierte die Bockhütte, und kam so bereits nach nur drei Stunden an der Reintalangerhütte an. Die restliche Strecke kostete mich weitere fünf Stunden, was mir damals ewig vorkam – nach zwei weiteren Touren auf dieser Strecke weiß ich, dass das doch relativ schnell war. Der immer steiler werdende Weg und die Geröllfelder bis zum Zugspitzplatt nötigten mir doch einige Verschnaufpausen ab, und der letzte Kilometer am Seil traf mich eher unvorbereitet.
Oben angekommen war ich zwar ziemlich zufrieden mit mir und der Welt, beschloss aber den Rückweg mit Seil- und Zahnradbahn anzutreten und aus Rücksicht auf meine Gesundheit nicht zurückzuwandern. Blauäugig, wie ich war, hatte ich mir nämlich eingebildet, den Rückweg, der ja keinen nennenswerten Anstieg aufwies, auch noch wandernd absolvieren zu können. Daran war jedoch natürlich nicht zu denken, weder körperlich noch mental hätte ich die Strecke und das im Abstieg nochmal anspruchsvollere Gelände bewältigen können. Dadurch kostete der Rückweg nach Garmisch zwar 35€, aber das war mir dann doch lieber als mit etwaigen körperlichen Schäden im Tal anzukommen.
Am frühen Abend saß ich dann schon wieder im Zug nach Passau und hätte nie gedacht, dass ich mich dieser Tortur in den kommenden drei Jahren noch zwei weitere Male stellen würde…
Zu der Zeit habe ich Wanderungen noch nicht regelmäßig aufgezeichnet, daher gibt es nur von den anderen beiden Touren eine Komoot-Aufzeichnung, die jeweils unterhalb des Berichts zu finden ist.
Naja, wenn man ohnehin grade da ist… (2021)
Mitte August 2021 musste ich für eine letzte Klausur in Präsenz von Dresden nach Passau fahren – ein unfassbarer Aufwand für ein „Event“ von nicht einmal zwei Stunden. Also beschloss ich, das Notwendige mit dem Schönen zu verbinden, und plante einen erneuten Trip zur Zugspitze. Ricki, mit der ich in den Jahren zuvor den Camino Frances und Caminho Portugues gewandert war, schloss sich an, sodass es versprach, eine lustige Tour zu werden. Donnerstags nach meiner Klausur, fuhr ich von Passau nach München, um dort Ricki einzusammeln, und dann weiter nach Garmisch. Dort übernachteten wir im Auto auf einem Parkplatz direkt am Skistadion, sodass wir am nächsten Tag von dort starten können würden. An einem Freitag den 13. starteten wir in aller Herrgottsfrühe und standen bald vor der Partnachklamm – hier gab es nun neuerdings offensichtlich Drehkreuze, sodass die Klamm nicht jederzeit begehbar war. Nun war sie aber aufgrund von Überschwemmung ohnehin gesperrt. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns, vor dem Eingang der Klamm nach links abzubiegen, bis zur Eisernen Brücke zu wandern, die Partnach zu überqueren und anschließend zur Partnachalm weiter zu wandern. Das war ein völlig unerwarteter Umweg, der auf die ohnehin schon harte Tour nochmal einiges an Strecke und Anstieg draufpackte. Danach verlief die weitere Wanderung, wie geplant, wobei ich auf dem Stück zwischen Knorrhütte und Zugspitzplatt von den fehlenden Schneefeldern überrascht wurde – das waren zwei Jahre zuvor noch mehr gewesen. Vor dem finalen Anstieg stärkten wir uns nochmal und „bewaffneten“ uns eingedenk des Stahlseils mit Handschuhen. Den richtigen Weg durch die steile Schotterpiste zum Seil verfehlten wir zwar um einige Meter seitlich und rutschten daher noch mehr als nötig, schließlich standen wir aber wieder aufrecht am Fels und bewegten uns sodann am Seil entlang Richtung Gipfel. Nach einer abschließenden muskulären Prüfung der Arme hatten wir die Plattform erreicht und begaben uns noch zum Gipfelkreuz.
Kleine lehrreiche Anekdote: Ein Stück nach der Bockhütte wurden wir von einer dreiköpfigen Männergruppe überholt, alle drei schätzungsweise Anfang 30. Wie es bei Wanderungen dann immer ist, überholten wir uns die nächsten Stunden immer wieder hin und her und waren nie weit auseinander. Zwei der Männer wirkten ausgesprochen fit (im Sinne vom Joggen, Fitnessstudio, etc.), einem der beiden sah man auch seine Wandererfahrung an, beide waren hinsichtlich Kleidung und Rucksack gut ausgerüstet. Der Dritte im Bunde wirkte nicht zu hundert Prozent durchtrainiert, was aber prinzipiell ja kein Weltuntergang gewesen wäre – allerdings trug er auch ganz normale Alltagskleidung, was sich bis zu seinen Sneakern zog, und einen ganz „normalen“ Nichtwander-Rucksack ohne Hüftgurt. Er litt bereits bei unserer ersten Begegnung sichtlich unter Strecke und Hitze, und wir konnten uns kaum vorstellen, dass er es bis zum Gipfel schaffen würde. In den nächsten Stunden fiel er immer wieder weit zurück, seine Begleiter warteten selten auf ihn und bedachten ihn eher mit kaum motivierenden Sprüchen. Irgendwann beschloss er, sich auf jeden Fall den finalen Anstieg zu ersparen und vom Zugspitzplatt mit der Seilbahn zum Gipfel zu fahren. Somit konnten die anderen beiden Wanderer „guten Gewissens“ voranschreiten, da sie den Gipfel ja zu Fuß erreichen wollten. Zwischen Knorrhütte und Zugspitzplatt lagen aber auch sie dann plötzlich am Wegesrand, fragten Vorbeikommende nach Magnesium und kämpften mit Krämpfen. Doch statt sich ihrem Kollegen in der Seilbahn anzuschließen, quälten sie sich auch das letzte Stück am Seil noch hoch.
Die Moral von der Geschicht‘?
- Einen nicht wanderaffinen Bekannten mit auf eine Wanderung zu nehmen, ist das eine. Aber dann sollte ich eine schaffbare Tour wählen und darauf achten, dass derjenige angemessen ausgerüstet ist.
- Wenn man als Gruppe startet, dann kommt man auch als Gruppe an. Dass man sich zwischendurch immer mal auseinanderläuft, ist ganz natürlich, aber man sollte regelmäßig aufeinander warten, gemeinsam pausieren und sich gegenseitig motivieren.
- Gerade bei einer solchen Tour ist Magnesium im Rucksack Pflicht!
- Wenn man körperlich am Ende ist, und es ohnehin eine Alternative (Seilbahn) gibt, dann muss man manchmal das Ego zurückstellen und auf einen Teil der Tour verzichten. Vor allem da es in diesem Fall auch noch das anspruchsvollste und gefährlichste Stück der ganzen Wanderung war.
Die Seilbahn brachte uns zurück ins Tal, die Zahnradbahn nach Garmisch, und das Auto am nächsten Tag nach Hause. Diese Besteigung der Zugspitze war bis auf die unerwartete Sperrung der Partnachklamm recht entspannt gewesen, auch wenn der Muskelkater natürlich nicht lange auf sich warten ließ.
Anmerkung zur Komoot-Aufzeichnung: Das GPS hat gesponnen, daher ist mancher abrupte Schlenker zu ignorieren. Ebenso ungenau sind Geschwindigkeit und Bewegungszeit.
16 Summits: Part 1 (2022)
Franzi und ich hatten das Projekt „16 Summits“ für uns auserkoren und da wir es komplett zusammen bewältigen wollen, musste ich eben nochmal auf die Zugspitze… Wir schlossen unsere Zugspitzbegehung an ein Wochenende in Nürnberg an und kamen am 30. Mai in Garmisch an. Plan war es, im Auto auf demselben Parkplatz zu übernachten, den ich bereits im Jahr zuvor genutzt hatte.
Nun ergaben sich jedoch gleich mehrere Probleme:
- Der Parkplatz sollte ab dem 01. Juni gesperrt sein, sodass wir nur eine Nacht dort übernachten konnten und uns nach hoffentlich erfolgreicher Zugspitzbesteigung noch einen neuen Stellplatz suchen mussten.
- Bei unserer Ankunft in Garmisch regnete es.
- Die Wettervorhersage, die wir bereits seit Wochen sorgenvoll verfolgt hatten, prognostizierte für den Nachmittag des nächsten Tages Minusgrade auf dem Gipfel, starke Windböen und Gewitter.
- Die Partnachklamm, so erfuhren wir, ist regelhaft erst ab 8 Uhr geöffnet – viel zu spät, um noch rechtzeitig den Gipfel zu erreichen.
- Und die Umgehung, die ich im Vorjahr gewählt hatte, war auch gesperrt.
Glücklicherweise erwies sich der Regenschauer als nur von kurzer Dauer und das Parkplatzproblem wollten wir angehen, wenn es so weit war. Auch das Wetter für den nächsten Tag galt es abzuwarten – wenn es morgens trocken sein würde, wollten wir auf jeden Fall loswandern; natürlich überlegten wir uns verschiedene Exitstrategien. Die Partnachklamm durchquerten wir aus touristischen Gründen noch am Abend unserer Ankunft und fanden dabei eine weitere Umgehungsmöglichkeit, die wir am nächsten Tag beschreiten wollten. So hatten sich bald alle Probleme in Luft aufgelöst oder waren zumindest aufgeschoben.
Nach einer kurzen und nur begrenzt erholsamen Nacht im Auto, starteten wir am nächsten Morgen pünktlich unserem Plan entsprechend um 5.15 Uhr. Noch vor der Partnachklamm wichen wir auf den Hohen Weg aus, um die Klamm über die Partnachalm zu umgehen. Das bedeutete zwar zusätzliche Strecke und vor allem Höhenmeter, war aber alternativlos. Nach etwa anderthalb Stunden und 6km stießen wir wieder auf den eigentlichen Weg und wanderten von nun an entlang der Partnach durch das Reintal. Wenig später war die noch geschlossene Bockhütte erreicht, an der wir erstmals kurz pausierten. Das Wetter wurde immer besser, zeitweise war keine Wolke am Himmel zu sehen, und so schwitzten wir auf dem weiteren Weg zur Reintalangerhütte ganz schön. Auch hier pausierten wir kurz und bedienten uns ein letztes Mal beim klaren, blauen Gebirgswasser der Partnach. Wenige Minuten später fanden wir uns endgültig im Aufstieg wieder. Für die nur 3km bis zur Knorrhütte benötigten wir zwei Stunden, da der Weg steil und steinig wurde und teilweise über Geröllfelder etwa 600 Höhenmeter überwand. Wir waren nun auf über 2000m Höhe und merkten beim Loslaufen nach unserer Pause, dass die Luft dünner und jeder Schritt noch anstrengender wurde. Wir mussten teilweise alle 200m stehen bleiben und als wir endlich den Großteil des Anstiegs bis zum Zugspitzplatt geschafft hatten und eigentlich nur noch einen Kilometer mehr oder minder flach dorthin hätten wandern müssen, fanden wir uns auf ausgedehnten Schneefeldern wieder, die für das Vorankommen sehr hinderlich waren und auf denen vor allem ich ein ums andere Mal wegrutschte. So brauchten wir ausnahmsweise mal für die Strecke zwischen Knorrhütte und Zugspitzplatt so lange, wie das Wegschild angekündigt hatte. Es war nun etwa 14.45 Uhr und in der letzten halben Stunde hatten wir beobachten müssen, wie zunehmend dunkle Wolken über dem Gipfel aufzogen. Dennoch beschlossen wir, den Aufstieg anzugehen: Es war noch trocken und auch die Sicht nicht beeinträchtigt. Zudem machten wir uns keine Sorgen, die letzte Talfahrt der Seilbahn zu erreichen, denn diese sollten nach meinen Recherchen erst um 16.45 Uhr gehen. Also quälten wir uns das steile Schotterstück hoch, bis wir das Seil erreicht hatten. Praktisch in diesem Moment zog es endgültig zu und das Zugspitzplatt war nicht mehr zu sehen. Erste Tropfen hatten wir bereits zuvor abbekommen, nun wurde daraus allmählich Schneeregen. Am Seil entlang stiegen wir weiter auf, der Weg runter wäre aufgrund fehlender Sicht nicht machbar gewesen. Wir trotzten Niederschlag, Nebel und Wind und erreichten um 16.08 Uhr völlig entkräftet die Plattform der Zugspitze. Dort war kein Mensch zu sehen, unser erster Weg führte uns aber von der Plattform runter und zum Gipfelkreuz. Nachdem dieser rutschige Weg überstanden war, begaben wir uns ins Innere der Plattform und hatten Glück gerade noch die letzte Talfahrt zu erwischen – diese fuhr nämlich doch bereits noch vor 16.30 Uhr und wurde fast ausschließlich von der Belegschaft genutzt.
An der Talstation am Eibsee angekommen, mussten wir noch eine gute halbe Stunde auf die Zahnradbahn warten und waren sehr glücklich als wir einige Zeit später unser Auto erreicht hatten. Das ja die kommende Nacht woanders hin musste… Naja, erstmal belohnten und stärkten wir uns bei McDonald’s, dann fuhren wir bei strömendem Regen schonmal ein Stück Richtung Dresden und nächtigten schließlich auf einem Rastplatz vor München.
Die Zugspitze hatte uns alles abverlangt, aber wir hatten sie bezwungen, den ersten unserer gemeinsamen 16 Summits abgehakt, und wertvolle Bergerfahrung gesammelt.
Fazit
Mit der Erfahrung aus drei Wanderungen auf die Zugspitze durch das Reintal, möchte ich hier die allgemeine Organisation rund um die Tour, den Weg durch die Partnachklamm und den Anspruch dieser Tour beleuchten.
Organisation
Nur kurz zu Anreise nach und Unterkunft in Garmisch: Per Bahn erreicht man Garmisch von München aus ohne Umstieg mit der Regionalbahn in nicht einmal anderthalb Stunden, mit dem Auto geht es unwesentlich schneller. In Garmisch angekommen, ist es für den Low-Budget-Wanderer nicht ganz so einfach. Bezahlbare Übernachtungsmöglichkeiten sind rar gesät. Deshalb habe ich mich bei meinen letzten beiden Touren auf die Zugspitze für das Übernachten im Auto entschieden: Auf dem Parkplatz am Karl-und-Martin-Neuner-Platz darf man über Nacht (Kosten: 5€/Tag, max. drei Tage) stehen, es gibt eine öffentliche Toilette (Kosten 50ct; geöffnet von 5 bis 21 Uhr), und man befindet sich direkt am Ausgangspunkt der Wanderung am Skistadion.
Die Wanderung auf die Zugspitze durch das Reintal will gut geplant sein: Was ist der beste Monat für diese Tour? Wann startet man am Tag der Wanderung am besten? Will/kann man durch die Partnachklamm gehen? Welche Verpflegungsmöglichkeiten gibt es unterwegs? Mögliche Exitstrategien, falls das Wetter am Berg unerwartet umschwingt? Wann geht die letzte Talfahrt der Seilbahn? Möchte man die Tour an einem oder an zwei Tagen bewältigen?
Meine Erfahrungen bezüglich der besten Jahreszeit beziehen sich ausschließlich auf den Sommer. Allgemein sagt man, dass der Aufstieg durch das Reintal bereits im Mai möglich ist und bis Oktober begehbar bleibt. Als wir den Weg im Spätmai gegangen sind, lag wie oben beschrieben noch recht viel Schnee. Für August hingegen kann ich hingegen fast garantieren, dass der Weg beinahe vollständig frei von Schnee ist, was speziell im finalen Anstieg wichtig für die Sicherheit ist.
Am Tag selbst sollte möglichst vor 6 Uhr starten und trotz der landschaftlichen Schönheit auf die Partnachklamm verzichten. Ob die Hütten auf dem Weg geöffnet haben, sollte zuvor online recherchiert werden. Man sollte auf jeden Fall ausreichend Proviant einpacken und an der Partnach die Möglichkeit wahrnehmen, die Trinkwasservorräte aufzufüllen – dies ist an der Reintalangerhütte letztmals möglich, danach gibt es nur noch an der Knorrhütte eine Wasserquelle. Ebenso sollte man ausreichend Kleidung einpacken und auf ein Zwiebeloutfit setzen – das Wetter am Berg kann unberechenbar sein. Außerdem ist eine Sonnenbrille Pflicht, spätestens ab der Knorrhütte blenden die Schneefelder sonst zu stark.
Partnachklamm
Die Partnachklamm erreicht man etwa einen Kilometer nach dem Garmischer Skistadion. Sie bietet den kürzesten und attraktivsten Weg ins Reintal, ist allerdings kostenpflichtig (6€/Person; Stand Mai 2022) und erst ab 8 Uhr geöffnet. Somit hätte man ab der Klamm nur 8 bis 9 Stunden, um auf den Gipfel der Zugspitze zu gelangen und die letzte Talfahrt der Seilbahn zu erreichen – ganz schön knapp! Als ich 2019 das erste Mal auf die Zugspitze wanderte, gab es am Anfang und Ende der Klamm noch keine Drehkreuze und man konnte weit vor 8 Uhr schon problemlos hindurchlaufen. Das ist nun nicht mehr möglich. Jedoch gibt es zwei Umgehungen der Partnachklamm, die einen früheren Start ermöglichen und ebenfalls ins Reintal führen: Entweder man biegt bei der Gedenktafel an der Wildenauer Straße nach rechts auf den Hohen Weg ab oder wendet sich kurz vor dem Klammeingang am Klammhaus nach links, folgt dem Weg bis Graseck und überquert die Partnach über die Eiserne Brücke. In beiden Fällen erreicht man die Partnachalm und stößt wenig später auf den Hauptweg an der Partnach. Beide Umgehungsmöglichkeiten bedeuten zusätzliche Strecke und Höhenmeter, sind aber dennoch lohnend, um bereits vor 8 Uhr aus Garmisch ins Reintal zu starten.
Eine Darstellung aller Wegalternativen auf dem Aufstieg von Garmisch durch das Reintal zur Zugspitze findet ihr hier:
Anspruch
Die Tour ist anspruchsvoll. Sie hat zwar keinen Gletscherkontakt und keinen alpinen oder Klettersteigcharakter, ist aber eine wirklich harte Bergwandertour. Die Strecke von knapp über 20km ist hierbei weniger das Problem als die fast 3000m Anstieg. Es gibt wohl nur wenige Tagestouren, bei denen so viele Höhenmeter überwunden werden müssen. Um diese Tour an einem Tag zu schaffen, sollte man nicht nur einfach allgemein fit sein, sondern spezifisch „wanderfit“ und wandererfahren. Dass man frühmorgens starten muss, versteht sich von selbst. Wem die Tour für einen Tag zu viel ist, kann in der Reintalangerhütte, der Knorrhütte oder im Münchner Haus auf der Zugspitze übernachten und die Wanderung so auf zwei Tage verteilen.
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