Nach 12 Tagen “Peaks of the Balkans“ kehrten wir in die Zivilisation zurück und hatten einen halben Tag in Podgorica zu überbrücken, bevor die Reise weiter nach Dubrovnik ging. Wir waren uns sicher, dass das in der montenegrinischen Hauptstadt mit Sicherheit kein Problem sein würde. Doch Podgorica ist nicht umsonst nicht gerade für seinen Tourismus berühmt…

Unser Stadtrundgang begann erst am späten Nachmittag, nachdem wir uns nach der vierstündigen Busfahrt von Plav im klimatisierten Hostelzimmer ausgiebig ausgeruht hatten. Auf dem Weg zum Hostel hatten wir ein paar kleine Marktstände am Platz Nevavisnosti gesehen, die wir uns als erstes genauer ansehen wollten. Es stellt sich heraus, dass an jedem der etwa zehn kleinen Stände ausschließlich Honig verkauft wird. Mit kleinen Kunststofflöffeln ließen wir uns zunächst vom Geschmack überzeugen und kauften dann das erste richtige Souvenir der Reise. Danach ging es am Springbrunnen vorbei in Richtung Süden zum Ivan Milutinovica Park, mit dem Reiterdenkmal für Nikolai I, ehemals König von Montenegro. Die schattigen Wege im Park bot außerdem angenehme Abwechslung zu den aufgeheizten Straßen der Stadt. Weiter in Richtung Süden gelangten wir schließlich zum Uhrenturm Sat Kula, einem der wenigen Wahrzeichen, das die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg überstanden hat. Wir bogen hier in eine kleinere Straße ab und gingen vorbei an einer kleinen Moschee zum Ufer der Moraca. Zum Fluss selbst stiegen wir vorbei an Überresten der alten Stadtbefestigung, die inzwischen wohl auch als Kulisse für Veranstaltungen dienen, über einige Stufen hinab. Hier nahmen ein paar Einheimische ein kühlendes Abendbad im Fluss und mit der kleinen alten Steinbrücke, die eine kleine Einmündung überspannt, waren wir auf einmal ganz weit weg vom Hauptstadtgetümmel. Wir folgten ein kurzes Stück dem Verlauf der Moraca unter der großen Brücke hindurch nach Norden zur nächsten Brücke, von der sich einerseits der Blick zurück, anderseits der erste Blick zur Millenium Bridge lohnte. Wir überquerten den Fluss und begaben uns auf einen Abstecher zur Kathedrale der Auferstehung, wobei wir wieder mitten in der Realität der montenegrinischen Hauptstadt landeten. Die Kathedrale thront regelrecht auf einem kleinen gepflasterten Plateau auf einer großen Freifläche. Schon die Stufen zum Plateau wirkten mit ihrer groben Betonoberfläche unfertig und auch die verbrannten Gras- und grauen Parkflächen, die daran angrenzten, ließen die imposante serbisch-orthodoxe Kirche fehlplatziert wirken. Die Türen waren zwar weit geöffnet, doch wir beließen es bei einem Blick von draußen auf die Ikonenwand, da uns unsere kurzen Hosen nicht angemessen erschienen, um die Kathedrale zu betreten.

  • Platz Nevavisnosti
  • Reiterdenkmal für den König Nikolai I
  • Uhrenturm Sat Kula
  • Die Millenuim Bridge überspannt die Moraca
  • serbisch-orthodoxe Kathedrale Podgoricas
  • Ruhig schlängelt sich die Moraca durch Podgorica
  • Partisanendenkmal im Park Suma Gorica
  • Kirche St. Georg

Wir kehrten zurück zum Fluss und folgten da der Promenade durch den Park, der mit reichlich Bänken und Aussichtspunkten auf Fluss und Brücken ausgestattet ist. Im weiteren Verlauf wurde immer deutlicher, wie naturbelassen der Flusslauf ist, vor allem wenn man bedenkt, dass man in einer europäischen Hauptstadt steht. Über die Verizovbrücke kehrten wir auf die andere Uferseite zurück und stiegen kurz darauf bergan auf den für die Stadt namensgebenden Hügel. Der Park Suma Gorica war am frühen Abend gut besucht, Familien und Jogger drehen hier ihre Abendrunden. Außerdem gab es hier noch ein paar Highlights, wie das Partisanendenkmal, den kostenlos zugänglichen mediterranen Garten und die Kirche St. Georg, die, umgeben von Zypressen, besonders im Abendlicht ein malerisches Bild abgab. Wir streiften jedoch den Park nur und stehen kurz darauf am Stadion pod Goricom (das „Stadion unterm Hügel“) wieder mitten in der Stadt, die jetzt sehr viel belebter war als noch zu Beginn unseres Spaziergangs. Wir schlenderten noch kurz durch die Fußgängerzone und kehrten nach insgesamt knapp 2,5 Stunden und acht Kilometern zu unserem Hostel zurück.

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass wir mit unserer Runde wohl die schönsten Plätzchen der sonst nicht besonders einladenden montenegrinischen Hauptstadt erlebt haben. Podgorica hat einige schöne Seiten, wie den naturbelassenen Fluss, die beeindruckende Kathedrale und den Park Suma Gorica, doch um die schönen Seiten miteinander zu verbinden, landet man auch hier und da an den weniger schönen Orten, beispielhaft dafür sei auch der Busbahnhof mit den umliegenden Plattenbauten genannt. Allerdings ist es vielleicht auch genau der Kontrast zwischen Natur und Ostcharme, der die Stadt ausmacht. Sich der Stadt mit einem längeren Aufenthalt zu widmen, wäre sicherlich nichts für uns, aber als „Wiedereingliederung“ in das urbane Leben nach 12 Tagen reiner Natur im Prokletje Gebirge, war der kleine Ausflug gerade das Richtige.

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