Von Oslo haben wir uns viel erhofft. Eine moderne junge Stadt soll es sein und unser geplanter Rundgang enthielt einige Highlights. Bei der Umsetzung waren wir dann etwas enttäuscht. Mit einem kleineren Rundgang am Nachmittag begann unsere Osloerfahrung. Auf der Runde, die wir direkt am Hostel begannen, gingen wir zum botanischen Garten mit dem naturhistorischen Museum. Der Weg dahin und zurück ist allerdings wenig attraktiv, das liegt sicher auch daran, dass wir bei dem Spaziergang primär durch zentrumsferne Bezirke der norwegischen Hauptstadt gingen. Mit einem Rundgang im Zentrum kamen wir dann zu den eigentlichen Highlights.
Hostel, Stadtmaut und ÖPNV
Wie in vielen skandinavischen Städten, wird in Oslo eine Stadtmaut fällig, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Es gibt drei verschiedene Mautzonen. Während die Gebühr im äußersten Ring einmalig bei Einfahrt fällig wird, zahlt man in den inneren beiden Ringen jedes Mal, wenn man eine Mautstation passiert. Die Mauttarife sind außerdem nach Tageszeiten und Antriebsart des Fahrzeugs gestaffelt. Um die spätere Mautabrechnung, die nach dem Urlaub per Post zugestellt wird, im Rahmen zu halten, haben wir uns entschieden, eine Unterkunft mit kostenlosem Parkplatz im äußeren Mautring zu wählen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum zu fahren. Diese Kriterien haben die Unterkunftsauswahl schon mal drastisch eingeschränkt, schließlich landeten wir im HI Oslo Haraldsheim. Neben einem eigenen Bad gibt es dort eine große Gemeinschaftsküche, die Möglichkeit Wäsche zu waschen und zu trocknen, Sitzmöglichkeiten im Freien, Grillplätze und ein großes Frühstücksbuffet. Auch zu Bus und U-Bahn ist es nicht weit, die Haltestellen Sinsen Krysset (Straßenbahn, Bus) und Sinsen (U-Bahn) erreicht man innerhalb von etwa zehn Minuten zu Fuß. Die U-Bahn verkehrt alle zehn Minuten, aber alle Verbindungen entnimmt man am besten der App des Verkehrsunternehmens Ruter. Damit lässt sich auch der Ticketkauf entspannt vor der Abfahrt regeln. Wie in vielen anderen Städten gibt es auch in der norwegischen Hauptstadt einen Touristenpass, darin ist auch die ÖPNV-Nutzung enthalten. Wir haben uns wie so oft gegen das Superticket entschieden, da wir lieber die Stadt entdecken, als den ganzen Tag in Museen zu verschwinden.
Stadtrundgang
Vom Hostel fahren wir mit der U-Bahn bis zur Station Stortinget im Zentrum Oslos und spazieren frohen Mutes los. Nachdem der erste kleine Rundgang am Tag zuvor alles andere als schön war, soll in der Innenstadt alles besser werden. Den ersten kurzen Halt legen wir an der Domkirche ein, immerhin Oslos älteste Kirche. Weiter geht es zur weltberühmten Oper, die sich mit ihrem weißen Marmor beinahe wie ein Eisberg über den Hafen erhebt. Vom Dach der Oper gelingt ein erster kleiner Rundblick über Oslo. Gleich nebenan ragt das neue Munchmuseum in die Höhe, während auf der anderen Seite des Hafenbeckens Saunaflöße an der Kaimauer liegen. Auch wenn das Opernhaus gerade wegen seiner Architektur bekannt ist, so richtig begeistert sind wir noch nicht, vielleicht fehlt uns auch der Sinn für die moderne Gestaltung der Stadt. Weniger modern geht es auf der Festung Akershus aus dem dreizehnten Jahrhundert zu. Im Süden der Landzunge ist das norwegische Militär noch heute zu Hause. Das Verteidigungsministerium hat neben anderen Einrichtungen hier seinen Sitz und zwei aufbereiteten Kampfpanzer mit Schneetarn-Look stehen vorm Eingang des Museums für Militärgeschichte. Im Residenzschloss, welches sich weiter in Richtung Norden auf dem Festungshügel befindet, erzählt eine Ausstellung die Geschichte der Festung. Abgesehen vom Museum selbst, kann man beinahe alle Ecken im Außenbereich der Festung kostenlos und auf eigene Faust erkunden. Von hier tut sich außerdem der Blick zum Rathaus und zur Museumshalbinsel Bygdøy mit dem Frammuseum, dem Kon-Tiki-Museum und dem großen Freilichtmuseum „Norsk Folkemuseum“ auf. Schaut man in Richtung Fjord, scheint es beinahe, als blicke auf einen großen See mit kleineren bewaldeten Inseln.
Ein ranghoher Pinguin
Vorbei am gerade teils eingerüsteten Rathaus laufen wir zum Stortinget, dem norwegischen Parlament und entlang der Karl Johans Gatan in Richtung Schloss. Dort kommen wir unbeabsichtigt zur richtigen Zeit für die Wachablöse. Wer dabei möglichst viel sehen will, sollte sich nicht mittig vorm Schloss, sondern eher rechts nahe des kleinen gelben Holzhäuschens in Position bringen. Während der Ablösezeremonie kommt man so recht nah an die Angehörigen des Wachregiments heran, wen man dennoch vergeblich sucht, ist Generalmajor Sir Nils Olav III. (Stand August 2023). Der Königspinguin mit militärischem Rang lebt im Zoo von Edinburgh und gehört ehrenhalber der königlichen Garde Norwegens an. Zurecht kann man sich fragen, warum ein Pinguin aus Edinburgh? Ursprung hat diese Verbindung im Jahr 1913, als Norwegen dem Zoo zu dessen Eröffnung einen Königspinguin schenkte. Etwa sechzig Jahre später wurde Nils Olav I. vom norwegischen Wachregiment adoptiert und ins Amt gehoben. Seither wird der Pinguin beziehungsweise dessen Nachfolger regelmäßig durch den norwegischen König besucht, befördert und 2008 zum Ritter geschlagen.
Im Park rechts vom Schloss umrunden wir nach dem Ablösespektakel die Residenz, der Dronningspark links vom Schloss ist bei unsrem Besuch leider geschlossen, da bereits die Vorbereitungen für die die Feierlichkeiten zum doppelten 50. Geburtstag des Kronprinzenpaars Ende August 2023 laufen. Direkt hinter dem Schloss beginnt der Stadtteil Uranienborg, den wir auf dem Weg zum Vigelandpark durchqueren. Hier reiht sich eine Villa an die nächste und viele davon beherbergen die Botschaften aller Herren Länder.
Letzte Station auf unserer Runde ist schließlich der Vigelandpark, Lebenswerk des Bildhauers Gustav Vigeland. Dessen zahlreichen Skulpturen säumen den breiten Hauptweg hin zu einem seiner bekanntesten Werke, dem vierzehn Meter hohen „Monolitten“. Folgt man dem Hauptweg noch etwas weiter, steht man vor dem „Rad des Lebens“ („Livshjulet“). Häufig auch im Miniaturformat als Souvenir erhältlich ist die wesentlich kleinere, aber nicht minder bekannte Figur „Sinnataggen“ („Der kleine Trotzkopf“). Das wütend aufstampfende Kleinkind reiht sich etwas unscheinbarer in die Reihe von Skulpturen am Geländer der Brücke ein. Einreihen muss man sich zum Teil auch, wenn man ein Bild der Skulptur machen möchte. Wer von Vigeland und seinen Werken nach einem Besuch im Park noch nicht genug hat, kann das nahegelegene zugehörige Museum ansteuern. Uns reicht es erstmal für den Tag und wir beschließen, uns im Hostel auszuruhen.
Unsere Highlights in Oslo
Insgesamt war Oslo wirklich nicht unsere Lieblingsstadt, doch auch hier haben wir schöne Ecken gefunden. Besonders gefallen hat uns die Festung Akershus, auch weil es auf dem kleinen Hügel zwischen zwei Hafenbecken wesentlich ruhiger zugeht, als rings um das königliche Schloss und die Karl Johans Gatan. Trotzdem erreicht der grüne Streifen, der sich vom Parlament bis hin zum Schloss erstreckt, den zweiten Platz. Die altehrwürdigen Gebäude der Universität und das Nationaltheater bilden einen angenehmen Gegenpol zu moderneren Bauten wie dem Rathaus, der Oper oder verschiedene Museen. Überraschend schön war auch der Weg vom Schloss zum Vigelandpark. Was auf der Karte erstmal wenig attraktiv aussah, entpuppte sich als Spaziergang durch ein beeindruckendes Villenviertel mit Botschaften und Regierungsgästehaus. Insgesamt muss man außerdem sagen, dass Oslo vielleicht eine der entspanntesten Hauptstädte überhaupt ist. Natürlich trifft man an Must-Sees wie der Oper und dem Vigelandpark auf viele andere Touristen, aber es gibt auch ruhigere Ecken und trotz allem spürt man die skandinavische Entspanntheit.