Wir sind den Fernwanderweg Peaks of the Balkans im August 2022 gewandert und möchten unsere Erfahrungen mit Euch teilen. Hier beantworten wir alle Fragen bezüglich der Planung und geben hilfreiche Tipps! Solltet Ihr noch weitere Fragen haben, stellt sie gerne einfach in den Kommentaren!

Wo verläuft der Peaks of the Balkans und wie sind die Etappen?

Der Peaks of the Balkans ist ein 192 km langer Rundwanderweg, der auf 10 Etappen das Prokletje-Gebirge durchquert und hierbei durch drei Balkan-Staaten führt: Albanien, Kosovo und Montenegro. Die Etappen variieren zwischen 12 und 23 km Länge, sind rein von der Strecke also gut machbar. Dennoch ist der Weg hochanspruchsvoll, hat er doch jeweils etwa 10.000 Höhenmeter Auf- und Abstieg, sodass an kaum einem Tag der Anstieg unter 1000 m liegt. Der Weg verläuft zumeist als roter/mittelschwerer Wanderweg, für den zwar eine gute Kondition und Fitness, aber nur selten ausgewiesene Trittsicherheit erforderlich ist

Jede Etappe hat ihre Highlights und es empfiehlt sich, den Weg komplett zu gehen, da man sonst sicherlich ein Highlight verpasst. Möchte man dennoch eine Etappe auslassen, so bietet sich hierfür die 12 km lange Etappe von Valbona nach Cerem an. Zum einen ist sie landschaftlich und wegetechnisch eher langweilig – zunächst wandert man 6 km an einer Straße entlang, um sich dann die restlichen 6 km durch dichtes Buchendickicht zu quälen. Zum anderen fahren einen die Gastgeber in Valbona gerne nach Cerem, sodass die Etappe leicht übersprungen werden kann – aber auch sie gehört zum Erlebnis des Peaks of the Balkans.

Eine weitere Möglichkeit, den Weg zu verkürzen, ist, auf die Etappen im Kosovo zu verzichten und auf der Etappe von Doberdol nach Milishevc den Abzweig nach Babino Polje zu wählen. So verkürzt sich der Weg auf sieben Etappen.

Was ist die beste Reisezeit für den Peaks of the Balkans?

Die beste Reisezeit für den Peaks of the Balkans ist der Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte September. Außerhalb dieses Zeitraums muss mit Schnee gerechnet werden und zudem halten sich die Hirten eventuell noch oder schon im Flachland auf, sodass einige Unterkünfte – insbesondere in Cerem und Doberdol – nicht bewirtschaftet sind. Im Winter besteht hier aufgrund der Schneemengen auch schlicht kein Durchkommen.

Wo kann ich auf den Peaks of the Balkans starten?

Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten, den Rundweg zu erreichen: über Plav in Montenegro, Shkodra in Albanien und Peja im Kosovo, wobei die letzten beiden Orte nicht direkt am PoB liegen. Aus logistischen Gründen haben wir uns für Plav entschieden. Mit dem Bus gelangt man innerhalb von vier Stunden aus der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica nach Plav. Damit ist es möglich, die Anreise aus Deutschland auf einen Tag zu begrenzen und am nächsten Morgen schon zu starten. Die Anreise zu den anderen Ausgangspunkten gestaltet sich nach unserer Recherche etwas komplizierter, langwieriger und mit mehr Umstiegen.

Start in Montenegro

Wie erwähnt ist die Anreise nach Plav innerhalb eines Tages problemlos möglich. Direktflüge von Deutschland nach Podgorica finden sich täglich von verschiedenen Flughäfen aus. Vom Flughafen geht es per Taxi, Bus oder Bahn zum Busbahnhof, von dort aus bedarf es dann noch einer vierstündigen Busfahrt, ehe man schließlich in Plav angekommen ist und von da am nächsten Tag loswandern kann.

Start in Albanien

Nach einem Direktflug in die albanische Hauptstadt Tirana fährt man mit dem Bus nach Shkodra. Von dort aus sind ebenfalls per Bus zwei Orte auf dem Peaks of the Balkans erreichbar: Theth und Valbona. Diese Anreisevariante ist für einen Tag nicht zu empfehlen bzw. schlicht nicht umsetzbar. So hat man aber die Gelegenheit, die sehenswerten Städte Tirana und Shkodra zu besichtigen.

Start im Kosovo

Möchte man im Kosovo starten, so fliegt man zunächst in die Hauptstadt Pristina und fährt von dort aus mit dem Bus nach Peja. Hier nimmt man dann den Bus Richtung Rugova-Tal, der zwei Mal am Tag fährt. Im Rugova-Tal bieten sich verschiedene Haltestellen an, um sich im Gasthaus Ariu in Reka e Allages, in Drelaj oder im Hotel Guri i Kuq einzuquartieren und von da aus am nächsten Tag auf den Peaks of the Balkans zu starten.

Welche Highlights erwarten mich entlang des Peaks of the Balkans?

Der Peaks of the Balkans ist eigentlich ein einziges, großes Highlight! Definitiv nicht verpassen sollte man das Blaue Auge kurz hinter Vusanje, etwas neben dem Weg gelegen. Ebenso ein Must-Visit ist das Bergdorf Doberdol, das aus allen Etappenorten in seiner Ursprünglichkeit nochmal heraussticht. Als Tagestouren entlang des Peaks of the Balkans bieten sich zudem die Berge Gjeravica (2656 m), Hajla (2403 m) und Arapi (2217 m) an.

  • Das "Blaue Auge"
  • Blick auf den Arapi

Wie ist das mit den Grenzübergängen?

Die Begehung der drei Länder auf dem Rundweg bringt naturgemäß drei Grenzübergänge mit sich. Da die üblicherweise beschriebene Laufrichtung gegen den Uhrzeigersinn geht, sind die Übergänge – bei Start in Plav – Montenegro-Albanien, Albanien-Kosovo und Kosovo-Montenegro. Allerdings betritt man auf dem Weg in den Kosovo noch einmal kurz montenegrinisches Gebiet und läuft ohnehin oftmals auf den Grenzen.

Offiziell benötigt man zum Überqueren der grünen Grenzen vorab beantragte Genehmigungen. Wir wurden nicht kontrolliert und wissen auch, dass viele Wanderer auf diese Genehmigungen verzichten. Dennoch raten wir dazu, sich an die Regeln zu halten, insbesondere als Gast in einem Land dessen Sprache man zudem wahrscheinlich nicht spricht – nicht die besten Voraussetzungen, wenn man sich potenziell Ärger einhandelt, weshalb man einfach die überschaubare Zeit investieren sollte, welche zur Beantragung nötig ist.

Für jeden der drei Grenzübergänge muss separat eine Genehmigung bei der Behörde des Landes, aus dem man ausreist, eingeholt werden. Wem dies zu viel Aufwand ist, dem können wir empfehlen, einen lokalen Reiseveranstalter mit der Beantragung zu betrauen. Wir haben dies über Zbulo gemacht und können den Anbieter wärmstens empfehlen! Die Beantragung der Genehmigungen für alle drei Grenzübergänge hat über Zbulo 43 € für uns beide zusammen gekostet, worin bereits die Gebühren enthalten sind, die man auch bei privater Beantragung entrichten müsste.

Wie sieht es mit Verpflegung und Unterkünften auf dem Peaks of the Balkans aus? Brauche ich ein Zelt?

Grundsätzlich ist es erlaubt bzw. nicht verboten, am Peaks of the Balkans wild zu campen. Die Alternative dazu sind die vielen familienbetriebenen Gästehäuser, die in jedem Etappenort zu finden sind. Eine Nacht inklusive Verpflegung (Frühstück, Abendessen, Lunchpaket) kostet in der Regel 20-35 €. Das belohnende Kaltgetränk am Ende der Etappe gibt es ebenfalls günstig, sodass man mit einem Tagesbudget von 35 € pro Person planen kann. Da die Preise so angenehm überschaubar sind und die Tour anspruchsvoll, haben wir uns gegen das Campen und für den leichten Rucksack entschieden – eine gute Entscheidung! Außerdem ist die Verpflegung so gut und reichlich, dass man gut auf Nudeln vom Campingkocher verzichten kann. Die Unterkünfte bieten also für kleines Geld große Vorteile und Bequemlichkeiten gegenüber dem Wildcampen. Falls sich noch jemand Sorgen um Strom und warmes Wasser in den teils spartanischen Unterkünften macht, können wir auch in diesem Punkt beruhigen, denn ein bisschen Komfort gibt es schon.

  • Frühstück in der Unterkunft in Plav
  • Die Unterkunft in Doberdol am Peaks of the Balkans

Welche Besonderheiten gibt es noch?

Mit dem Euro als Währung ist man super unterwegs, im Kosovo und Montenegro ist er offizielles Zahlungsmittel (interessanterweise ohne, dass die Länder Teil der Eurozone sind), in Albanien wird zwar prinzipiell mit Lek gezahlt, doch auch hier wird der Euro überall gerne genommen. Denkt aber daran, genug Bargeld mitzunehmen, Geldautomaten gibt es nur in Plav und auf dem Weg kann man selbstverständlich ausschließlich bar zahlen.

Obwohl im Wanderführer einige Orte als strom- und internetlos angeführt werden, gibt es inzwischen in den allermeisten Unterkünften Strom aus Solarzellen oder dem Dieselgenerator und Internet per Satellitenschüssel. Unsere Powerbanks haben wir daher nie wirklich gebraucht. Das GPS-Signal ist ebenfalls auf allen Etappen gut, außer von Cerem nach Doberdol, dort hat es den ganzen Tag gesponnen.

Was kostet mich die Wanderung auf dem Peaks of the Balkans?

Wie zuvor bereits erwähnt, ist ein Budget von 35 € pro Tag pro Person völlig ausreichend – und das auch ohne im Zelt zu schlafen oder auf dem Gaskocher zu kochen. Im Gegenteil, mit diesem Budget bekommt man in der Regel Privatzimmer und drei Mahlzeiten!

Zu den Kosten auf dem Weg kommen natürlich die Kosten für An- und Abreise, welche sehr individuell sind und auch davon abhängen, wo man auf den Weg startet. Man sollte definitiv mit jeweils 150 € für An- und Abreise kalkulieren.

Wenn man ohne Zelt unterwegs ist und nur die geplanten 10 Tage braucht, sollte man insgesamt also etwa ein Budget von 600-800 € pro Person einplanen. Vielleicht bietet es sich aber ja auch noch an, vor oder nach der erfolgreichen Fernwanderung ein paar Tage am Strand, in Tirana oder in Dubrovnik einzulegen…

Natürlich hat jeder seine eigenen Ansprüche und entsprechend auch ein individuelles Budget. Benötigt man noch Ausrüstung für den Peaks of the Balkans, so ist das Budget selbstverständlich deutlich höher anzusetzen.

Wo finde ich weitere Informationen und Eindrücke zum Peaks of the Balkans?

Wenn Ihr Euch bei uns schon durch alle Berichte vom Peaks of the Balkans gelesen habt und noch mehr Eindrücke gewinnen wollt oder weitere Informationen zur Planung braucht, dann könnt Ihr uns natürlich einen Kommentar schreiben, wir helfen gerne weiter.

Alternativ können wir folgende Seiten und Publikationen empfehlen:

  • Erste Anlaufstelle für weitere Informationen kann die offizielle Website des Peaks of the Balkans sein.
  • Der Rother-Wanderführer zum Peaks of the Balkans hat uns gute Dienste erwiesen, neben detaillierten Etappenbeschreibungen und Informationen zu Land und Leuten erhaltet Ihr hier auch die gpx-Tracks. Außerdem enthält das Buch noch 17 weitere Touren, teils Varianten vom Peaks of the Balkans, teils Tagestouren entlang des Weges.
  • Inspiriert wurden wir vom Beitrag zum Peaks of the Balkans der BR-Produktion Bergauf-Bergab.
  • Am Abend unserer Abreise nach Montenegro sahen wir den Beitrag der MDR-Produktion Biwak, unsere Vorfreude wurde so weiter gesteigert und wir wussten direkt, dass wir unbedingt in Bashkims Unterkunft in Doberdol unterkommen wollen.
  • Auch Caro von Caro hat Wanderlust und Max von wander.max waren auf dem Peaks of the Balkans unterwegs und teilen ihre Erfahrungen mit Euch.

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1 Kommentar

  1. Hi!
    Schöne Zusammenfassung, der ich in allen Punkten nur zustimmen kann.
    Für die Etappe Valbona – Cerem bin ich allerdings die Alternative über den Persllopit-Pass gelaufen, die kann ich definitiv empfehlen und würde sie nicht auslassen.
    Auch ich habe über Zbulo gebucht, die etwas „luxuriösere“ Variante mit Gepäcktransport (meist per Pferd) und kann auch nur Gutes über den Veranstalter berichten.
    Leider funktioniert bei mir seit einiger Zeit der Link zu dem (sehenswerten) Bericht des BR nicht mehr – schade!
    Einen kleinen Eindruck meiner Tour gibt’s auch auf meiner Homepage.
    Happy trails!
    Christian

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