Von Karpacz aus lassen sich zahlreiche tolle Wanderungen im Riesengebirge unternehmen. Mit Anstiegen sind diese Wanderungen natürlich immer verbunden, aber hinsichtlich der Länge kann man ganz nach Bedarf variieren. Einkehrmöglichkeiten bieten sich eigentlich immer und auch kulturell haben die Bauden ihren Charme. Hier ist also für jeden etwas dabei!
Hier möchten wir Euch eine anspruchsvolle Wanderung vorstellen, die vor allem im polnischen Riesengebirge verläuft und viele Highlights, wie zum Beispiel die Stabkirche Wang und verschiedene Bauden, bietet. Die Rundwanderung kann auf einem der zahlreichen Parkplätze in der Nähe des Skilifts bzw. der Skiarena begonnen werden. Von dort aus liegen etwa 19 km und 800 m Auf- und Abstieg vor dem motivierten Wanderer…
Bereits leicht ansteigend folgen wir der Beschilderung zur Stabkirche Wang. Eine solche Kirche ist man sonst eher aus Skandinavien gewohnt und tatsächlich wurde diese Stabkirche 1841 vom preußischen König aus dem norwegischen Vang erworben. Die zerlegte Stabkirche erlebte eine wahre Odyssee, entging durch diesen Kauf nur knapp ihrem Abriss, gelangte dann zunächst nach Stettin und Berlin, ehe sie schließlich in Karpacz wiederaufgebaut wurde. Nachdem wir uns an diesem architektonischen Highlight erfreut haben, bezahlen wir den Eintritt in den Nationalpark und wandern weiter bergan in Richtung Südwesten.
Nach nur 6,5 km haben wir dann den höchsten Punkt des Tages erreicht und im Grunde auch den gesamten Aufstieg geschafft, sodass wir uns eine kleine Pause am Słonecznik (Mittagsstein) redlich verdient haben. Bevor es uns hier zu kalt wird, brechen wir aber wieder auf – so richtig warmlaufen kann man sich auf dem folgenden Kammabschnitt zwar nicht, aber vielleicht haben wir ja Glück und die Sonne hilft etwas. Etwas Sonne wäre insgesamt gar nicht schlecht, denn wenn sich der Nebel lichtet, haben wir nun einen tollen Blick auf den Bergsee Wielki Staw (Großer Teich). Hierbei handelt es sich um den größten See glazialen Ursprungs im Riesengebirge; der See hat eine Fläche von 8,3 Hektar und ist 24,4 m tief.
Wir folgen weiter dem Weg, Abzweige gibt es hier auf dem Kamm erstmal nicht. Eine knappe Stunde nach unserer Pause am Mittagsstein begegnen wir dann aber doch einem Abzweig nach rechts. Ein kurzer Abstecher zur Luční Bouda (Wiesenbaude) auf tschechischer Seite kann nicht schaden und so biegen wir hier ab. Dieser Abstecher ist nur 1 km lang, sodass es nicht schlimm ist, auf gleichem Weg wieder nach Polen zurückzukehren. Die Wiesenbaude ist die größte und älteste Baude im Riesengebirge und besteht an dieser Stelle mindestens seit 1623. Ihre heutige Form erhielt die Baude durch einen brandbedingten Wiederaufbau im Jahr 1940. Das große Gebäude beherbergt ein Restaurant und Übernachtungsmöglichkeiten für 150 Personen. Zudem betreibt die Baude eine Mikrobrauerei, deren bierische Erzeugnisse nur in der Wiesen- und in der Elbfallbaude verkostet werden können.
Zurück auf dem Kammweg, dem wir die letzten 5 km gefolgt sind, wandern wir noch ein kurzes Stück weiter, bis wir an einen Abzweig nach links kommen. Diesem folgen wir, denn er führt uns zurück ins Tal. 8 km haben wir nun noch vor uns und die knapp 800 m Aufstieg vom Morgen müssen nun absteigend überwunden werden. Bald gelangen wir an die Schronisko Strzecha Akademicka (Hampelbaude) und stehen einmal mehr vor der Gewissensfrage, ob wir uns schon wieder eine Pause verdient haben. Wenn es an der Hampelbaude noch zu früh für Mittagessen ist, verschieben wir das einfach um einen halben Kilometer und kehren stattdessen in der Schronisko Samotnia (Kleine Teichbaude) ein. Hier können wir direkt am Mały Staw (Kleiner Teich) sitzen, dessen großen Bruder wir vor einiger Zeit vom Kamm aus gesehen haben.
Nach der verdienten Stärkung gehen wir nun die letzten 6 km an, die weiterhin konstant absteigend, aber ohne größere Highlights verlaufen. Da unser Weg die Form einer „8“ hat, gelangen wir in der Mitte der „8“ kurz auf ein Stück, das wir auf dem Hinweg bereits gegangen sind, gehen nun aber rechts. Links würden wir wieder zur Stabkirche Wang gelangen. Jetzt, wo wir bereits die ersten Häuser von Karpacz sehen, kann ein Blick auf die Karte nicht schaden, um auch am richtigen Parkplatz herauszukommen. Dann haben wir diese schöne, wenn auch anspruchsvolle, Rundwanderung geschafft und angesichts der vielen Einkehrmöglichkeiten wahrscheinlich trotzdem kein Gramm abgenommen…
Wir waren im September 2023 in Karpacz, haben diese Wanderung als Vorbereitung für unsere Wanderung auf die Schneekoppe am nächsten Tag unternommen und waren so hervorragend gewappnet!