Bevor die dunkle Jahreszeit beginnt, wollen wir doch alle nur nochmal möglichst viel Sonne tanken. Und was wäre dafür besser geeignet als eine Wanderung bei goldenem Herbstwetter? Wer sich im Herbst nochmal in die Alpen wagt und den Segen des Wettergotts hat, kommt der Sonne noch ein Stückchen näher! Hier lest ihr von einer wunderschönen Wanderung durch Tunnel und Schneefelder und was man im und ums Lechtal sonst so erleben kann.
Der Lech als wilde Lebensader
Form und Namensgebend für das Lechtal ist der letzte verbliebene Wildfluss des nördlichen Alpenraums, der Lech. Durch breite unberührte Kiesbetten schlängelt er sich bei Niedrigwasser türkisblau und romantisch durch das Tal, doch bei Hochwasser zeigt er seine wilde Seite. Die ganze Schönheit des Lechs erlebt man bei einer mehrtägigen Tour auf dem 125 km langen Lechweg, welcher von der Quelle bis zum Lechfall bei Füssen führt. Sieben Etappen sieht die klassische Variante des Weges vor, aber auch entspanntere Varianten mit acht oder zehn Etappen sind möglich.
Tipp: Mit den Lechschleifen lässt sich der Lech auch auf einzelnen Tages- und Halbtagestouren mit eigenen thematischen Schwerpunkten erkunden.
Highlights im Lechtal
Hängebrücke Holzgau: Bei Holzgau überspannt eine 200 m lange Hängebrücke das Höhenbachtal. Auf der Stahlseilbrücke in 110 Metern Höhe kann es schon mal wackelig werden, doch durch die geringe Entfernung zum Zentrum von Holzgau eignet sich die Brücke hervorragend für einen Familienspaziergang, auch bei weniger schönem Wetter.
Simmswasserfall: Auch der Weg in das Höhenbachtal hinein lohnt sich. Bis zum Simmswasserfall schaffen den Weg die meisten, mit der richtigen Ausrüstung kann hier außerdem der Klettersteig mit Drahtseilbrücke über dem Wasserfall bestiegen werden.
Hütten und Almen: Einkehrmöglichkeiten gibt es reichlich, ab Ende September gehen jedoch viele in die Winterpause, weshalb man sich nicht darauf verlassen sollte, dass man in einer Hütte bewirtet wird.
Alpenüberquerung: Der E5, die Route für eine Alpenüberquerung schlecht hin, führt ebenfalls durch das Lechtal. Von der Kemptner Hütte geht es durch das Höhenbachtal nach Holzgau.
Bergbahnen: Nicht nur im Winter bringen die Bergbahnen Sportbegeisterte hoch hinaus, auch in den Sommermonaten sind viele Bahnen in Betrieb und bringen Wanderer auf komfortable Ausgangshöhen.
Tipp: Mit der Lechtal Aktiv Card lassen sich sowohl Geld als auch Höhenmeter sparen. Die Karte ist bei Übernachtung in teilnehmenden Unterkünften inklusive und gilt als Ticket für den Nahverkehr und viele Bergbahnen.
Gipfelglück rings um das Lechtal
Das Lechtal wird von steilen Hängen eingeschlossen und so wundert es kaum, dass bei einer Gipfelbesteigung hoch hinauskommt. Viele der markanten Spitzen übersteigen die 2000 m Höhe ohne Probleme: Holzgauer Wetterspitze (2895 m), Gatschkopf (2945 m), Bschlaber Kreuzspitze (2462 m) und Jöchelspitze (2226 m) seien hier nur als kleine Auswahl von Gipfeln der Lechtaler und Allgäuer Alpen genannt.
Tunnelwanderung zur Frederick-Simms-Hütte
(20,8 km, 990 m Aufstieg, 990 m Abstieg)
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist das Gästehaus Auer am Ortsrand von Holzgau. Ein öffentlicher Parkplatz findet sich dort zwar nicht, aber der hält nur wenige Meter entfernt und macht das Auto überflüssig. Alternativ eignen sich die Bushaltestellen in Schönau und Stockach (Abzweig Sulzl) oder einer der zwei Parkplätze an der Lechtalstraße in Stockau. Der Lech selbst spielt auf der Runde nur eine Nebenrolle, denn bei Stockau zweigen wir in das Tal des Sulzlbachs ab und folgen dem stetig ansteigenden Weg durch den Wald.
Wo sich der Wald etwas lichtet, wird zum ersten Mal deutlich, was so besonders ist an dieser Wanderung und am Lechtal im Allgemeinen: die wunderbaren Ausblicke. Gerade im Herbst, wenn noch orange Blätter leuchten, auf den hohen Gipfeln bereits der Schnee glitzert und die Sonne nochmal mit voller Kraft strahlt. Je weiter wir dem Weg folgen, desto schöner wird es. Der Sulzlbach liegt inzwischen weit unterhalb und vor uns verschwindet der Weg im ersten Tunnel. Wer denkt, dass es mit der Aussicht damit erstmal vorbei ist, der täuscht sich: an einigen Stellen haben die Tunnelwände Durchbrüche, die den Blick ins Tal ermöglichen.
Tipp: Die Tunnel auf dem Weg sind nicht sehr lang, trotzdem sollte man eine Stirn- oder Taschenlampe im Rucksack dabei haben.
An der Sulzlalm lohnt sich eine erste Pause. Von Mitte Mai bis Anfang Oktober ist die Hütte bewirtet und viele Wanderer nutzen die Gelegeneheit und kehren nach der Pause ins Tal zurück. So kommt man auf eine Gesamtstrecke von etwa 13 km. Wir entscheiden uns bei einer Pause am Wegesrand mit Blick auf das wunderschöne Wetter den weiteren Anstieg bis zur Frederick-Simms-Hütte anzugehen. Der verläuft zunächst ähnlich flach wie auf der vorangegangenen Tunnelpassage und wieder nah am Wasser. Doch die letzten zwei Kilometer bis zum höchsten Punkt haben es nochmal in sich: knackige 400 Höhenmeter legen wir auf diesem letzten Abschnitt zurück. Bei unserer Wanderung Ende September durchsteigen wir hier auf über 1500 m Höhe schon ausgedehnte Schneefelder, welche in der Sonne glitzern. Über uns klebt die Frederick-Simms-Hütte am Berg und mit jedem Schritt kommen wir ihr und den immer steiler um uns aufragenden Talhängen näher. Und schließlich ist es geschafft! Dass der Hüttenbetrieb für die Saison bei unserem Besuch schon beendet ist, stört uns überhaupt nicht, denn so haben wir die Terrasse, den Ausblick und eine Bank in der Sonne für uns allein! Zurück geht schließlich auf gleichen Weg.
Tipp: Auf dem Rückweg sollte ebenfalls noch genug Zeit sein, um auf der Sulzlalm einzukehren, denn Almdudler oder Gipfelbier schmecken ohne Zieldruck und wenn man den Anstieg für den Tag hinter sich gebracht hat noch besser!
Fazit
Ob man die ganze Strecke bis zur Frederick-Simms-Hütte geht oder schon an der Sulzlalm umkehrt, eine Wanderung durch das Sulzlbachtal lohnt sich auf jeden Fall. Einkehrmöglichkeiten gibt es in den Sommermonaten in beiden Hütten und als kleines i-Tüpfelchen kann man außerdem Stempel für den Lechtaler Wanderpass sammeln.
Eine Wanderung macht natürlich noch keinen runden Urlaub, doch das Lechtal hat einiges zu bieten und mit der Lechtal Aktiv Card gibt es, neben den genannten Freifahrten mit verschiedenen Bergbahnen und der kostenlosen Busnutzung, Eintrittsermäßigungen für Hallenbäder, Museen und andere Aktivitäten, die bei schlechtem Wetter den Tag retten können.