Nachdem wir 2023 zuletzt im Harz gewandert sind, wurde es 2025 mal wieder Zeit und so gab es Ende Januar erneut ein langes Harzwanderwochenende. Das große Ziel für die vier Tage war natürlich die Besteigung des Brockens bei winterlichen Bedingungen. Aber die 24 km lange Brockentour wollte gut vorbereitet sein, weshalb wir uns erstmal mit 15 Kilometern von Ilsenburg zu den Wolfsklippen einstimmten und einwanderten.

Ilsenburg

Unmittelbar am Rand des Nationalparks Harz gelegen, ist Ilsenburg einer der besten Standorte für ein paar Wandertage im Herzen Deutschlands. Durch die günstige Lage unweit von der Autobahn A36 ist auch die Anreise sehr entspannt und ein paar ruhigen Tagen steht nichts mehr im Weg. Die Stadt verzaubert mit Fachwerkhäuschen und ihrem wunderschönen Ortskern. Im Zentrum ist der Verkehr dank Einbahnstraßen und verkehrsberuhigten Bereichen sehr überschaubar und so lockt es einen schnell aus der Unterkunft heraus, um einen Spaziergang um den idyllischen Forellenteich zu unternehmen.

Kloster und Schloss Ilsenburg

Oberhalb des Stadtzentrums und des Ilsetals liegen das Schloss und das Kloster Ilsenburg. Bereits im elften Jahrhundert entstand die Klosteranlage. Und wenn die Gemäuer sprechen könnten, hätten sie sicher einiges zu erzählen von Benediktinermönchen, Bränden, Bauernkrieg, Plünderung, gräflichen Jagdausflügen und zahlreichen Aus- und Umbauten. Seit dem 19. Jahrhundert ziert außerdem das Schloss im neuromanischen Stil die Anlage. Die gesamte Anlage befindet sich heute im Besitz der Stiftung Kloster Ilsenburg, welche Kloster und Schloss wieder in altem Glanz erstrahlen lassen und die bewegte Geschichte erlebbar machen will. Besucher können bereits das Gelände besichtigen, wenn auch noch umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Im Rahmen der derzeit andauernden Baumaßnahmen am Schloss sollen unter anderem mehrere Ferienwohnungen, ein Restaurant, eine Brauerei sowie ein Museum für Malerei regionaler Künstler entstehen.
Öffnungszeiten: Von Mai bis Oktober Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16:30 Uhr und von November bis April Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 15 Uhr.
Eintritt: 4 € pro Person

Harzer Klosterwanderweg

Das Kloster Ilsenburg markiert einen Meilenstein und das Etappenziel der zweiten Etappe des Harzer Klosterwanderwegs. Dieser führt in sieben Etappen von Goslar entlang der Nordseite des Harzes über knapp 120 km nach Halberstadt. Neben den Klöstern Ilsenburg, Grauhof, Quedlinburg, Drübeck, Wöltingerode und Michaelstein erwandert man mit dem Weg zahlreiche Stiftskirchen bis hin zum Dom Halberstadt. Selbstverständlich hat der Tourismusverband Harz auch bei der Gestaltung des Klosterwanderwegs nicht an der Installation von Stempelstellen gespart. Die Stempelkästen heben sich durch ihren roten Anstrich von den sonst grünen Stempelstellen der Harzer Wandernadel ab. Auch im regulären HWN-Stempelheft wird man vergeblich nach der richtigen Stelle zum Stempeln suchen, stattdessen gibt es für 3 € ein separates Begleitheft zum Klosterwanderweg zu kaufen, in dem die 15 Stempel alle ihren Platz finden können. Markiert ist der Fernwanderweg durch eine Plakette mit rotem Kreuz auf weißem Grund und der unverkennbaren Beschriftung „Harzer Klosterwanderweg“. Wen es jetzt schon in den Fingern oder Füßen kribbelt, den Weg zu wandern, dem sei die Seite des Harzer Tourismusverbandes empfohlen, die alles Wichtige rings um den Klosterwanderweg in gewohnt hoher Qualität zusammenfasst.

Wanderung von Ilsenburg zu den Wolfsklippen

Ausgangspunkt unserer Tour ist das Kloster Ilsenburg. Anders als im Stadtzentrum kann man das Auto hier für längere Zeit auf einem der Parkplätze abstellen, allerdings nicht ohne Parkgebühren. Ein Ticketautomat findet sich lediglich am oberen und größten der drei beschilderten Parkplätze.
Tipp: Wer kein Kleingeld für den Parkautomaten dabei hat, kann auf die zugehörige App zurückgreifen, allerdings fällt dabei neben den eigentlichen Parkkosten zusätzlich eine Servicegebühr an.

Noch vorm eigentlichen Beginn der Wanderung kann bereits ein Sonderstempel der Harzer Wandelnadel gesammelt werden. Das Kloster ist Teil des Klosterwanderwegs und beglückt alle Stempelritter mit einem besonders schönen Tintenklecks im Wanderheft. Zu Beginn steigen wir zunächst ein paar Meter hinab ins Ilsetal von wo unser Weg schon bald die bewaldeten Talhänge entlang klettert. Ab dem Ilsestein (HWN 30) wird es zunächst etwas flacher. Den kleinen Abstecher zum Gipfelkreuz des Islesteins lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Von da aus haben wir einen tollen Blick über das Isletal zurück nach Ilsenburg.
Tipp: Wirklich spektakulär sieht die Felsenklippe vom gegenüberliegenden Talhang aus, aber auch vom Talweg entlang der Ilse kann man zumindest im Winter durch die kahlen Zweige einen Blick auf die Felsen erhaschen.

  • Ilsenburg
  • Plessenburg
  • Kloster Ilsenburg

Weiter geht es zum Waldgasthaus Plessenburg (HWN 7). Das Gasthaus besteht in seiner heutigen Form seit 1980. Seine Geschichte beginnt jedoch schon sehr viel früher. Bereits 1775 wurde das ursprüngliche Jagdhaus errichtet, später entstanden auf dem Gelände weitere Gebäude, darunter 1880 das Küchen- und Personalhaus. Inzwischen gibt es außerdem Annehmlichkeiten wie eine Ladestation für E-Bikes und auch die Bergretwacht Harz hat einen ihrer Stützpunkte auf der Plessenburg. Auf unserer Tour bildet die Plessenburg den Knotenpunkt einer acht, eine Einkehr kann also auch nach dem erfolgreichen Erklimmen der Wolfsklippen auf dem Rückweg nach Ilsenburg noch erfolgen.
Öffnungszeiten: Von Mai bis Oktober täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr und von November bis April Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Wir wandern weiter auf Fahrwegen durch den verschneiten Totwald im Harz und gelangen nach reichlich acht Kilometern an die Wolfsklippe (723 m, HWN 24). Die Stempelstelle liegt unmittelbar am Wegesrand des Alexanderstiegs, während es noch etwa weitere 100 m auf die Klippe selbst sind. Woher die Klippe ihren Namen hat, ist nicht belegt. Eine Theorie ist die Benennung nach der Erlegung des letzten Wolfes, viel spannender ist aber der sagenhafte Ursprung. Demnach wurde einst ein junges Mädchen der Hexerei beschuldigt. Um der Hexenverfolgung zu entgehen, soll sie sich bei einer Wölfin, welche an den Klippen lebte, versteckt haben. Auch heute wird der Harz wieder von Wölfen bevölkert. Mehrere Rudel soll es inzwischen im Nationalpark geben.
Auf dem Gipfel der Wolfsklippe reckt sich einsam ein stählernes Gerüst in den Himmel. Es sind die seit 2021 nicht mehr begehbaren Reste der Aussichtsplattform, die bereits 1901 errichtet wurde. Über die Jahrzehnte war die Aussicht von der Klippe durch dichten Waldwuchs verborgen, doch mit dem Absterben des Fichtendickichts infolge von Borkenkäferbefall ist die Sicht ringsherum inzwischen wieder frei. Während wir unsere Pause auf einem der großen Felsblöcke verbringen, kommt sogar die Sonne raus und wärmt uns den Rücken. Auch der Brocken lüftet sein Mützchen aus Wolken und so können wir einen traumhaften Blick genießen und schon mal schauen, wo wir in den nächsten Tagen hinwandern werden.

Zurück nach Ilsenburg wandern wir auf dem Huysenburger-Häuweg, nochmal vorbei an der Plessenburg und über den Pfennigsberg (425 m). Gerade der erste Teil unseres Abstiegs ab der Stempelstelle erfordert bei Schnee und Eis etwas mehr Achtsamkeit und Trittsicherheit, ist aber dennoch gut machbar. Kurz vor Ende der Tour durchqueren wir noch den Schlosspark Ilsenburg, wo wir den Schlossteich passieren und noch einen schönen Blick auf die Rückseite des Klosters haben, bevor wir kurz darauf unseren Ausgangspunkt am Parkplatz erreichen.

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