Eine Wanderung auf den Brocken bei Schnee, dieser Wunsch war der Auslöser für ein relativ spontanes langes Wanderwochenende im Harz. Für unsere zweite gemeinsame Besteigung des höchsten Harzgipfels haben wir uns den Heinrich-Heine-Weg ausgesucht, der zunächst lange Anlauf durch das Ilsetal nimmt, bevor es in den steilen Aufstieg geht. Daraus wurde eine 25 km lange Wanderung mit Start und Ziel in Ilsenburg.

Heinrich Heine im Harz

Auch Heinrich Heine machte sich seiner Zeit auf zum Fernwandern: von seinem Studienort Göttingen wanderte er 1824 über Goslar auf den Gipfel des Brockens. Später berichtete er in Die Harzreise im ersten Band der Reihe Reisebilder von seinen Eindrücken und legte damit den Grundstein für seinen literarischen Erfolg vor breitem Publikum. Heute gilt Heine als einer der letzten Romantiker und zugleich als Überwinder der Romantik. Es könnte also kaum passender sein, dass gerade der romantische Weg entlang der wilden Ilse, durch das Ilsetal und hinauf auf den Brocken heute der Heinrich-Heine-Weg ist.

Viele Wege führen auf den Brocken

Für eine Besteigung des Brockens eigenen sich neben Ilsenburg auch die Orte Schierke, Elend, Torfhaus, Oderbrück, Ehrenfriedhof, Altenau und Drei Annen Hohne. Durch die Möglichkeit den Rückweg nicht zu Fuß, sondern mit der Brockenbahn zu bestreiten, müssen die Touren auch nicht immer zu Gewaltmärschen ausarten und so findet sich für jedes Fitnesslevel eine passende Wanderung. Hier ein paar Beispiele:

  • Kurz und knapp: ab Schierke über das Eckerloch und zurück entlang der Brockenstraße – 12,7 km
  • Auf den Spuren Goethes: von Torfhaus über den Eckersprung zum Gipfel und zurück – 16,3 km
  • Bergauf wandern: von Altenau über Torfhaus und den Goetheweg zum Gipfel – nur Hinweg 16,4 km
  • Kurzer Aufstieg mit langem Auslauf: ab Schierke über das Eckerloch, Abstieg über Gelber Brink, Ahrens Klint und die Feuersteine – ca. 18 km
  • Einmal alles: von Oderbrück über das Eckerloch zum Gipfel und zurück auf dem Goetheweg und entlang der ehemaligen Grenze – 21 km
  • Brockenüberschreitung auf dem Teufelsstieg: von Elend nach Bad Harzburg – 24 km
  • Romantisches Ilsetal: von Ilsenburg über den Heinrich-Heine-Weg zum Gipfel und zurück – 25 km

Die Liste lässt sich beinahe beliebig lang fortsetzen und wer gern noch längere Strecken wandert, kann sicherlich noch einige schöne Runden kreieren. Wir haben bisher zwei der genannten Touren gemacht und können beide sehr empfehlen. Den Bericht zur ersten Brockenbesteigung ab Schierke über das Eckerloch und mit dem langen Abstieg über Ahrens Klint und die Feuersteine im Rahmen unseres Projekts 16 Summits findet ihr hier. Den Tourbericht zum Heinrich-Heine-Weg findet ihr weiter unten.

Mit Volldampf zum Gipfel – die Brockenbahn

Die Wanderei am Brocken mit einer Fahrt in der Brockenbahn etwas erleichtern. Bei unserer Tour im Winter haben wir viele Wanderer beobachtet, die den Aufstieg zu Fuß bestritten und für den Weg nach unten die Bahn wählten. Aber das geht natürlich auch andersrum. Besonders für Familien mit Kindern, denen eine Rundtour zu anstrengend ist, ist die Brockenbahn eine angenehme Option, allerdings alles andere als günstig. Eine einfache Fahrt kostet 2025 38 € pro Person, ermäßigt (bis 14 Jahre) 23 €. Eine Familie mit zwei Kindern, die von Schierke auf den Gipfel fährt und auf dem Rückweg läuft, wird also mal eben über 100 € los und da ist das Ticket für den Hund noch nicht mal eingerechnet…

Doch die Tradition der Harzer Schmalspurbahnen will natürlich erhalten werden. Insgesamt schnaufen noch 25 Dampflokomotiven durch den Harz. Neben der Brockenbahn, die zwischen Drei Annen Hohne und dem Gipfel des Brockens verkehrt, sind auch die Selketalbahn und die Harzquerbahn zu nennen. Das Schienennetz erstreckt sich von Wernigerode und Quedlinburg bis nach Nordhausen und eignet sich hervorragend für die Verbindung von Wandern und Kultur im Harz. Alle wichtigen Infos zu den Schmalspurbahnen, Tickets, Strecken und Sonderfahrten findet ihr hier.
Tipp: Lasst euch von den Preisen der Brockenbahn nicht abschrecken! Auf den Streckenabschnitten der Harzquerbahn und der Selketalbahn könnt ihr bequem mit dem Deutschlandticket fahren, auch dazu gibt es weitere Infos auf der Seite der Harzer Schmalspurbahnen.

Brocken reloaded: Wir können auch mit Schnee!

Schon bei der Buchung der Ferienwohnung hatten wir eine grobe Tourenplanung im Kopf und so startet unsere Wanderung mitten im Zentrum von Ilsenburg an unserer Unterkunft nahe dem Forellenteich. Von da aus geht es erstmal leicht bergan zum Kloster Ilsenburg. Hier finden sich auch zahlreiche Parkplätze für diejenigen, die mit dem Auto zum Startpunkt fahren. Da unsere Tour mit geplanten 25 Kilometern schon genug Zeit beansprucht, lassen wir das Kloster links liegen, für eine Besichtigung muss wann anders Zeit sein. Durch das Ilsetal geht es stetig leicht ansteigend auf einem schönen Waldweg direkt am Bachlauf. Am Wegesrand machen wir eine spannende Entdeckung. Auf den ersten flüchtigen Blick, sieht es aus, als hätten rücksichtslose Wanderer Zellstofftücher in den Wald geschmissen, aber die weißen Klumpen zwischen altem Buchenlaub haben einen viel schöneren Ursprung: auf morschen Holzstücken hat sich in der kalten Nacht Haareis gebildet. Sowas haben wir beide noch nie gesehen, absolut faszinierend!
Ebenfalls beeindruckend ist der Blick hoch zum Ilsestein. Noch am Tag zuvor haben wir oben am Gipfelkreuz gestanden, ohne zu ahnen, wie weit und steil der Felsen auf der Talseite abfällt. Jetzt schauen wir staunend an der Felswand empor und können das Kreuz ganz klein auf der Spitze erkennen.

Nach reichlich fünf Kilometern wird der Weg zeitweise etwas anspruchsvoller. Auf dem Abschnitt neben den unteren Ilsenfällen ist der Weg relativ schmal und stellenweise eisig und felsig. Das Überholen anderer Wanderer ist deshalb schwierig, bremst uns aber kaum. Ab der Bremer Hütte (HWN 6) geht es wieder auf breiteren Wegen weiter, dafür ist die Schneedecke inzwischen auch durchgehend. An der Stempelsbuche (HWN 8) ist bereits die Hälfte der Strecke im Aufstieg geschafft, ein Großteil der Höhenmeter liegt jedoch noch vor uns. Wir nutzen die Gelegenheit für eine erste Pause, um den Anstieg gestärkt und mit warmem Tee im Bauch anzugehen. Rings herum wird das Landschaftsbild mal wieder von Totwald bestimmt, doch der Schnee gibt sein Bestes, das Elend zu verstecken.

  • Eckertalsperre
  • Brocken Gipfel
  • Brockenbahn
  • Brockenbahn
  • Brockenbahn

Ab Kilometer 9,5 wird der Anstieg hart. Es geht steil bergauf und bei jedem Schritt nach vorn rutschen wir im Schnee trotz ordentlichem Profil an den Schuhsohlen wieder ein Stück zurück. Irgendwann kommt schließlich das Brockenhaus in Sicht und es scheint schon nah, doch der letzte Kilometer zieht sich noch ordentlich! Auf dem Gipfel gibt es eine angenehme Überraschung: an Deutschlands windigstem Fleck regt sich kein Lüftchen. Dafür gibt es Sonne satt und einen wunderbaren Ausblick. Weil das bei unserer letzten Brockenbesteigung am Osterwochenende 2023 ganz anders war, nutzen wir diesmal die Gelegenheit, in Ruhe über das Gipfelplateau zu spazieren und uns mit dem Stempel am Brockenhaus (HWN 9) und einer Portion Pommes zu belohnen. Als Kirsche auf der Sahnehaube kommt auch noch die Brockenbahn den Berg hoch geschnauft, als wir gerade den Abstieg antreten und dabei die Gleise überqueren wollen. Damit können wir auch hinter das To-Do Brockenbahn im Schnee fotografieren ein Häkchen setzen, besser hätte der Tag nicht laufen können.

Beim Abstieg kommen uns die winterlichen Bedingungen ganz gelegen und so rutschen wir zurück ins Tal. Da sich die Anstrengung des Tages, etwa 13 Kilometer durch den Schnee, in den Beinen bemerkbar macht, wählen wir auf dem Rückweg durch das Ilsetal den breiten Fahrweg anstelle des schönen Waldweges, so kommen wir auf kürzestem Weg zurück in die Stadt.

Fazit

Der Brocken lässt sich zu allen Jahreszeiten und aus allen Richtungen erwandern. Für Wanderer aller Fitnesslevel gibt es eine passende Route und wie immer gilt nach oben gibt es keine Grenze, wer noch kann, wird auch eine Möglichkeit finden, die Tour zu verlängern. Es gibt drei Hauptwanderwege auf den Brocken: an Eckerlochstieg, Goetheweg und Heinrich-Heine-Weg ist kaum ein Vorbeikommen, wer den Anstieg flacher angehen will, kann auch die Brockenstraße gehen. Ein absolutes Highlight ist außerdem die Brockenbahn, um ein gutes Foto zu erhaschen, warten viele an einem der Bahnübergänge auf den richtigen Moment. Was traumhaft klingt, kann aber bei schlechtem Wetter schnell unangenehm werden, deshalb gilt natürlich, wie vor jeder Wanderung, unbedingt das Wetter überprüfen und bedenken, dass man auf dem Gipfelplateau des Brockens immer mit kräftigem Wind rechnen sollte!

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